Spittal/Drau.

Das Mobiliar hat schon bessere Tage gesehen. Die braunen Kästen an den Wänden sind abgeschlagen, der wuchtige Besprechungstisch in der Mitte wirkt viel zu groß für den kleinen Raum. Doch die Einrichtung der Parteizentrale ist momentan wohl das geringste Problem für die Spittaler SPÖ. Knapp zwei Wochen ist es her, dass sie ihren Obmann, Bürgermeister Gerhard Köfer, an die Neugründung von Frank Stronach verloren hat.
Zwei Wochen, in denen Sara Schaar mit maximal drei Stunden Schlaf pro Nacht ausgekommen ist. Die Bezirksgeschäftsführerin versucht seit Köfers Abgang zu retten, was zu retten ist. Brieflich hat sie alle Parteigenossen über die neue Situation informiert, sie organisiert Infoveranstaltungen und Sonderklubsitzungen. Den interimistischen Parteichef und designierten Vizebürgermeister Christian Klammer hat Schaar zwischenzeitlich in Kurzurlaub geschickt. Zum Kräftesammeln für den Parteitag Ende September, wenn sich die Spittaler SPÖ neu aufstellen will.
Denn neben Köfer haben die Sozialdemokraten auch fünf von 14 Gemeinderäten an den Magna-Gründer verloren. Schaar gibt sich zweckoptimistisch: "Ich mache mir keine Sorgen, dass wir zu wenige gute Leute hätten", sagt sie. Bei der Infoveranstaltung gleich nach Köfers Austritt seien 100 Menschen mehr gekommen als geplant - "in der Not halten die Sozis zsamm", sagt Schaar. Unter den Sympathisanten seien auch viele gewesen, die sich bereits von der SPÖ abgewendet hatten. Denn klar ist: Köfer war innerhalb der Partei umstritten.
Nationalratsabgeordneter, Bürgermeister, Energetiker
Das sagen selbst die, die es gut mit ihm meinen. Etwa Adolf Oberhuber. "Wir waren fast wie Vater und Sohn, natürlich war ich überrascht und sehr, sehr traurig", sagt der 73-jährige Obmann des örtlichen Pensionistenverbandes. Aber dennoch könne er Köfer "deswegen nicht verschmähen". Einer Meinung mit Stronach ist der Pensionist jedenfalls, wenn es um Köfers Künste als Energetiker geht: Sein Nervenleiden habe er durch Handauflegen gemildert.
Es ist nicht nur diese Tätigkeit, die den 51-Jährigen auch bei den eigenen Leuten schon vor seinem Parteiaustritt in Misskredit gebracht hat. Über seinen energetischen Aktivitäten und seinem Nationalratsmandat habe er seine ureigenste Aufgaben als Bürgermeister vernachlässigt. Für die Nationalratswahl 2013 wäre er ohnehin nicht mehr auf die Liste gekommen. Denn laut Beschluss der Landes-SPÖ dürfen Bürgermeister einer mehr als 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde kein weiteres Mandat annehmen. Köfer habe aber nicht auf die 8000 Euro brutto monatliches Gehalt als Nationalratsabgeordneter verzichten wollen, heißt es.