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Metaller-Lohnrunde startet

Von Sophia Freynschlag

Politik

Arbeitnehmerverhandler Karl Proyer pocht auf einen einheitlichen Abschluss.


Wien. Die Lohnverhandlungen für die 180.000 Beschäftigen in Metallindustrie und Bergbau starten heute, Mittwoch, unter neuen Voraussetzungen: Nachdem der größte Verband, der Fachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) mit 120.000 Mitarbeitern, im April aus den gemeinsamen Gesprächen ausgeschert ist, verhandeln die sechs Arbeitgeber-Fachverbände nun einzeln mit den Gewerkschaftsvertretern.

Um 14 Uhr wird der Forderungskatalog der Gewerkschaft gemeinsam an die sechs Fachverbände in der Wirtschaftskammer Österreich in Wien übergeben. Gleich danach könnte die erste Verhandlungsrunde starten, ist aus der Branche zu hören. An den weiteren Terminen werden die einzelnen Verbände voraussichtlich nicht parallel verhandeln.

Das geänderte Prozedere bedeute "mehr Zeitaufwand, der in keiner Relation zum Ergebnis steht", sagt Karl Proyer von der Angestelltengewerkschaft GPA, der mit Rainer Wimmer von der Produktionsgewerkschaft (Pro-Ge) für die Arbeitnehmerseite am Verhandlungstisch sitzt. Schon bisher waren auf Arbeitgeberseite die Fachverbände in den Verhandlungen vertreten, nun stellt jeder Fachverband ein Team. Verhandlungsführer des FMMI ist der Vorarlberger Unternehmer und stellvertretende FMMI-Obmann Johannes Collini. Zum Team gehören weiters Veit Schmid-Schmidsfelden vom Metallwarenerzeuger Rupert Fertinger und Karin Exner-Wöhrer von der Salzburger Aluminiumgruppe SAG Motion. Auch wenn getrennt verhandelt wird - "am Ende des Tages ist unser Ziel weiterhin ein gemeinsamer Kollektivvertrags-Abschluss", sagt Proyer.

"Kein Abschluss unter der Inflationsrate"

Die Verhandlungen der Metaller gelten als richtungsweisend für die anderen Lohnrunden in Österreich. Im Vorjahr brauchte es vier Termine und eine Marathonsitzung bis in die Morgenstunden, um zu einen Abschluss zu kommen. Bereits nach der zweiten Runde hatte die Gewerkschaft zum Arbeitskampf aufgerufen - 200 Betriebe wurden bestreikt.

Nach einer durchschnittlichen Lohnsteigerung um 4,2 Prozent im Vorjahr gilt heuer als Richtwert die Inflationsrate von 2,8 Prozent (Durchschnittswert der vergangenen zwölf Monate). Die Arbeitnehmervertreter wollen keine Reallohnverluste hinnehmen: "Unter der Inflationsrate wird der Lohnabschluss auf keinen Fall sein", sagt Matthias Beer, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Gewerkschaft Pro-Ge.

"Die Metallindustrie hat im Vorjahr außerordentlich gut verdient", sagt Proyer. Die Arbeiterkammer verweist darauf, dass die Metallindustrie laut deren Bilanzen im Vorjahr 2,2 Milliarden Euro Gewinn machte. Die Industrie befürchtet nach einer positiven Entwicklung einen Wirtschaftsabschwung, der in den Lohnabschlüssen berücksichtigt werden müsse. Offen war bis zuletzt, ob die Industrie wieder Arbeitszeitflexibilisierung fordert, mit der sie Produktionsspitzen abdecken möchte. Die Gewerkschaften fürchten um die Überstundenzuschläge für die Mitarbeiter.