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Absturz nach Aufstieg

Von Simon Rosner

Politik

Zweifel an Seriosität von Uni-Rankings, doch die Macht der Zahlen ist groß.


Wien. Es ist wohl der allgemeinen Demut vor den Zahlen geschuldet, dass Ranglisten jedweder Art irgendwann als Wahrheit und nicht als Versuch einer Annäherung an diese verstanden werden. Im Fall des aktuellen Universitäten-Rankings besagen die nackten Zahlen, dass die Uni Wien als einzige Hochschule in Österreich unter den Top-200 der Welt rangiert und im Vergleich zum Vorjahr um 23 Plätze zurückgefallen ist.

Heinrich Schmidinger, der Präsident der Universitätenkonferenz, reagierte darauf in einer Aussendung mit einem geradezu offenbarenden Satz: "Auch wenn die Aussagekraft der Rankings zunehmend auf Kritik stößt, muss der wachsende Abstand heimischer Universitäten zu den 100 besten Akademikerschmieden zu denken geben." So oder ähnlich formulieren es auch andere universitäre Mitarbeiter und Experten: Wirklich seriös sei diese Form der Bewertung zwar nicht, aber sie sei nun eben da, und deshalb müsse man auch seriös mit ihr umgehen. Und es lassen sich - wenn schon, denn schon - auch Forderungen mit den Rankings verknüpfen.

Heinz Engl, der Rektor der Uni Wien, erkennt einen Zusammenhang zwischen den schwierigen finanziellen Bedingungen der heimischen Unis und den Ergebnissen im Ranking. "Universitäten müssen sich von Jahr zu Jahr in ihren Forschungsleistungen verbessern. Das ist angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen immer schwieriger", sagt Engl.

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle verweist in seiner Aussendung auf die "Hochschulmilliarde" und verlangt von privater Seite mehr finanzielles Engagement. Zum anderen verknüpft Töchterle seine Interpretation des Rankings mit einer Forderung nach einem "geregelten Zugang" zu den Hochschulen.

Absturz nach Aufstieg

Beim "Times Higher Education"-Ranking werden Uni-Forscher befragt, zudem fließen Messungen aus den Bereichen Forschung, Lehre, Zitierungen und Internationalisierung in die Bewertungen der Unis ein. Eine qualitative Beurteilung von Veröffentlichungen findet beispielsweise jedoch nicht statt, auch ist der Abstand der Unis im Mittelfeld so gering, dass kleine Änderungen zu großen Sprüngen im Ranking führen.

So war die Uni Wien vor zwei Jahren noch auf Platz 195, stieg dann auf Rang 134, um nun wieder auf den 162. Platz zurückzufallen. Dass sich allein dadurch Konsequenzen für die Uni Wien ergeben, beispielsweise Absagen von angefragten Wissenschaftern, ist nicht zu erwarten. "Ein reflektierender Zugang zeichnet die Branche allgemein aus", heißt es aus dem Rektorat der Uni Wien.

Dass sich Eliteunis aus dem angelsächsischen Raum auf den vorderen Rängen finden, erneut das California Institute of Technology (Caltech) auf Rang eins gereiht wurde, ist angesichts der budgetären Möglichkeiten dieser Unis (aber auch der Ranking-Kriterien) logisch. Die Harvard University verfügt über das Budget aller 21 Universitäten in Österreich zusammen, wo immerhin einzelne Fächer (Mathematik, Quantenphysik, Archäologie) sowie Kunstunis Weltruf genießen.

Was das Ranking allerdings sehr deutlich zeigt, ist der Aufstieg der Hochschulen aus dem asiatischen Raum, die budgetär auch längst in einer anderen Liga spielen. Der geringen finanziellen Fundierung in Verbindung mit der hohen Mobilität osteuropäischer Wissenschafter ist es wohl auch geschuldet, dass osteuropäische Hochschulen im Ranking praktisch gar nicht aufscheinen. Zumindest, wenn man den Zahlen Glauben schenkt.