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Forschungsbudget steigt leicht, aber nicht genug

Von Eva Stanzl

Politik
© © WZ-Grafik: Moritz Ziegler, Quelle: RFT

Budgetpfad scheitert daran, Österreich in die vorderste Liga zu bringen.


Wien. Für Wissenschaft und Forschung hat sich die Regierung klare, aber hohe Ziele gesetzt. Laut der nationalen Strategie sollen öffentliche Hand und private Unternehmen 2020 insgesamt 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Forschung ausgeben. Derzeit sind es 2,78 Prozent. Um zu den Top-Wissenschaftsnationen vorzurücken, müsste Österreich also kräftig investieren.

Dank Sparpaket und Finanzrahmen hat Finanzministerin Maria Fekter in ihrem Budget aber nur begrenzten Spielraum. Angesichts des wirtschaftlich schwierigen Umfelds müsste sich die Forschung also eigentlich glücklich schätzen, könnte man annehmen: Immerhin bekommt sie im Vergleich zu anderen Sektoren etwas mehr Geld. Der Budgetpfad sieht eine Steigerung der öffentlichen Investitionen von heuer 3,28 Milliarden Euro auf 3,4 Milliarden 2013 und 3,45 Milliarden Euro 2014 vor. Dennoch ergibt sich im Vergleich zu den Zielen eine Lücke (siehe Grafik).

"Der Budgetpfad steht im Widerspruch zu dem, was sich die Bundesregierung vorgenommen hat", betont Ludovit Garzik, Geschäftsführer des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT). Um die Ziele der nationalen Forschungsstrategie zu erreichen, müsste die öffentliche Hand zusätzlich 933 Millionen Euro und die Industrie zusätzlich 1,128 Milliarden Euro in die Hand nehmen.

Stattdessen schiebt man den Ball dem jeweils anderen zu. "Von 1999 bis 2009 hat der Bund sein Budget ordentlich gesteigert, was auch Firmen zu Forschungsinvestitionen motivierte. Jetzt sagt der Bund, die Privaten seien dran, ihren Anteil zu erhöhen. Das wird aber nicht aufgehen, wenn man sie nicht weiterhin motiviert", betont Garzik. Bei stagnierenden Budgets drohe Österreich hinter Nachbarländern wie Deutschland zurückzufallen, das seine Forschungsausgaben besonders in Krisenzeiten steigert. "Wenn wir bei Innovationen stagnieren, können wir irgendwann unsere Produkte nicht mehr verkaufen. Dann werden wir zum Innovationsimporteur und können das Lohnniveau nicht halten", warnt er.

Ein ähnlich düsteres Bild malt Andrea Schibany, Forschungsökonom bei Joanneum Research. Er betont: "Die Frage ist, ob eine leichte Erhöhung ausreicht. Nur weil unser Budget im Vergleich zu anderen Sektoren steigt, muss es noch nicht steigende Kosten für Infrastruktur, Geräte und Berufungen ausgleichen können." Einer US-Studie zufolge sei der Ressourcenbedarf pro Publikation 1990 bis 2001 um 30 Prozent gestiegen. "Wer in der vordersten Liga mitspielen will, muss also weitaus mehr anschieben", so Schibany.