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Das braune Erbe in der Sprache

Von David Baldinger

Politik

Begriffe aus der NS-Zeit werden teils heute noch verwendet.


Wien. Manche Begriffe sind eindeutig besetzt. So war der Ausspruch der ZDF-Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein, ein Tor wäre "für Miro Klose doch ein innerer Reichsparteitag", eindeutig "eine sprachliche Entgleisung", wie ihr Sender beteuerte.

Immer wieder gibt es heftige Diskussionen um den historischen Ballast bestimmter Wörter. "Bis zur Vergasung", "ausmerzen" oder "durch den Rost fallen" sind bekannte Beispiele. Letzteres ist bereits seit dem Mittelalter in Verwendung, hat jedoch durch die Verbrennung von Juden im Rahmen der NS-Massenmorde eine neue Dimension erhalten. Andere Begriffe wie "Staatsakt" oder "Dachorganisation" sind ebenfalls fest in der NS-Zeit verankert, heute jedoch in der Umgangssprache gängig.

Auch der "fanatische Jubel" oder "die Sicherstellung von Material" finden oft ohne Reflexion Eingang in die Alltagssprache. "Jedem das Seine" klingt ebenfalls zunächst unverdächtig. Dass der Ausspruch am Haupttor des KZ Buchenwald prangte und somit belastet ist, wissen wenige.

"Wie viele Begriffe hat die Sprache des Nazismus geschändet und vergiftet!", schrieb Viktor Klemperer bereits 1947 über die Sprache des Dritten Reiches.