Zum Hauptinhalt springen

Eklat um angebliche Weisung des neuen IKG-Präsidenten

Von Alexia Weiss

Politik

Oskar Deutsch als Präsident der Kultusgemeinde wiedergewählt.


Wien. Oskar Deutsch (Fraktion "Atid") wurde Donnerstag Abend in der konstituierenden Sitzung des 24-köpfigen Vorstands der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien von 21 Mandataren und damit einer breiten Mehrheit zum IKG-Präsidenten gewählt. Deutsch versammelte eine Koalition von insgesamt sechs Fraktionen (19 Mandatare) um sich.

Aber auch die Oppositionspartei "Initiative Respekt" votierte für ihn. Sie erhielt im Gegenzug die Möglichkeit, Mitglieder in die Kommissionen der IKG zu entsenden. Der Zuwachs bei Bucharen und Grusinen, die nun gemeinsam über acht Mandate verfügen, spiegelte sich bei der Wahl der Vizepräsidenten wider: Josef Sarikov (Bucharische Liste - Sefardim) ist nun erster Vizepräsident, Dezoni Dawaraschwili (Georgische Juden) der zweite.

Zutrittsverbot für WJC-Präsidenten?

Gänzlich unberücksichtigt gelassen wurde Martin Engelberg, der mit seiner Partei "Chaj - Jüdisches Leben" angetreten war, die IKG-Präsidentschaft zu erobern. Drei Mandate konnte er mit seinem Team bei der Wahl am 11. November erringen. Am Donnerstag gab es dann lediglich einen Platz für eine Chaj-Mandatarin in einer Kommission, jener für Familie und Frauen.

Am Freitag wandte sich Engelberg in einem Newsletter an die Öffentlichkeit: Darin ließ er eine gemeindepolitische Bombe platzen. Deutsch habe eine Weisung an das Sicherheitsteam der IKG gegeben, wonach über Ronald Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), ein Zutrittsverbot für IKG-Institutionen verhängt worden sei. "Atid wirft ihm vor, Chaj unterstützt und sich so in den Wahlkampf eingemischt zu haben. Chaj bewertet dieses Vorgehen als eklatanten Machtmissbrauch." Deutsch betonte dazu am Freitag gegenüber der "Wiener Zeitung": Das Thema sei im nicht öffentlichen Teil der Vorstandssitzung behandelt worden. Er werde daher dazu keine Stellungnahme abgeben.

Deutsch hat die Schwerpunkte für die kommenden fünf Jahre skizziert: Bildung, Soziales, Religion und Kultur. So soll es künftig Internationale Summercamps für Jugendliche auf dem Areal des IKG-Campus im Prater geben, das Sefardische Zentrum wird modernisiert, auf die soziale und finanzielle Situation der Gemeindemitglieder noch intensiver geschaut. Bereits jetzt werden rund 2000 der 7700 IKG-Mitglieder von der Gemeinde unterstützt.

Um die Zukunft der Gemeinde zu sichern, gibt es nun allerdings auch konkrete Pläne für Zuwanderung: 150 jüdische Familien sollen in den kommenden zehn bis 15 Jahren pro Jahr nach Wien geholt werden. So will man die Abwanderung vieler junger Juden kompensieren. Bereits im Gang ist der Zuzug ungarischer Juden nach Wien. Hier werde es auch eine gemeinsame Initiative mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland geben, um auf den Antisemitismus in Ungarn hinzuweisen.

Kritisch äußerte sich der IKG-Präsident auch über das Verhalten der heimischen Politik bei der Abstimmung über den UNO-Beobachterstatus für Palästina. Hier wäre es Österreich gut angestanden, sich zumindest neutral zu verhalten.

Gar nicht aufkommen lassen will Deutsch das neuerliche Aufflammen einer Debatte über ein allfälliges Verbot der Beschneidung. Die "Brit Mila" sei in Österreich rechtlich abgesichert und stehe außer Streit. Die IKG werde ihrerseits Anzeigen gegen solche Initiativen einbringen.