Dabei hatte es am Wochenende einen breiten Appell an die Politik gegeben sich einzubringen. Der Leiter des Wien-Büros des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) Christoph Pinter, meinte, die Kommunikation zu den wichtigen Themen wie Arbeitsmarktzugang, Standard der Unterbringung und Problemen mit Dolmetschern dürfe nicht abreißen. Hier ein Zeichen zu setzen, dass man sich mit diesen Anliegen auseinandersetze, wäre wichtig.

Besonders ins Zeug warf sich die designierte Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden in Österreich, Beatrix Mayrhofer, die am Samstag mit den hungerstreikenden Flüchtlingen in der Votivkirche zusammentraf: "Es kann nicht sein, dass Menschen mitten in Wien um ihr Leben fürchten müssen, während nur einige hundert Meter weiter Silvester gefeiert und auf ein hoffnungsfrohes neues Jahr angestoßen wird."

Innenministerin steht hinter Räumung
Ausdrückliche Rückendeckung für die Polizei gab es seitens der Innenministerin: Nichts zu tun wäre Amtsmissbrauch gewesen. Was die Forderungen der Asylwerber aus der Votivkirche angeht, bezeichnete sie etwa jene nach Löschung aller Fingerabdrücke als "irreal". Was den Zugang zum Arbeitsmarkt anging, lud sie die Flüchtlinge ein, doch die Möglichkeit einer Saisonbeschäftigung in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig verwies sie auf ein Angebot ihrerseits, angeblich nicht adäquate Flüchtlingsunterkünfte überprüfen zu lassen.

Unverändert stehen den Asylwerbern vom Innenministerium organisierte Quartiere zur Verfügung. Sollten sie aber die "kalte Kirche" einem anderen Quartier vorziehen und die Kirche sie dort gerne empfange, stehe den Flüchtlingen das natürlich frei.

Unterstützung auch in der Bevölkerung
Auflösen lassen könnte das Lager tatsächlich nur die Kirche und die denkt nicht daran. Im Gegenteil wollen sich nun auch Vertreterinnen der Frauenorden ab Mittwoch zur Unterstützung der Flüchtlinge in der Votivkirche niederlassen. Die Nacht auf Sonntag verbrachten laut Caritas 40 Personen in dem Gotteshaus, 14 von ihnen sind im Hungerstreik, nehmen aber zumindest wieder Flüssigkeit zu sich. Zehn Personen mussten zwischenzeitlich im Krankenhaus betreut werden, kehrten aber in die Kirche zurück.

Eine gewisse Unterstützung in der Bevölkerung ist auch gut einen Monat nach Protestbeginn noch vorhanden. Samstagabend nahmen nach Veranstalterangaben rund 1000 Personen an einem Protestzug in Wien teil.