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"Türken lieben Videospiele genauso wie alle anderen"

Von Muhamed Beganovic

Politik

Ein Indie-Videospielmagazin liefert Einblicke in die Gamingindustrie.


Wien. "Ich muss acht Jahre alt gewesen sein, als ich zum ersten Mal ,The Legend of Zelda: Ocarina of Time‘ auf unserem Nintendo 64 aufgedreht und mich in Link (die Hauptfigur, Anm. d. Red.) verliebt habe", erzählt Fatma Kücükgöl. Als ihr Cousin sie fragte, ob sie ihm bei der Gründung einer deutschsprachigen Webseite für Videospiel-Rezensionen helfen möchte, zögerte die 20-jährige Niederösterreicherin nicht lange.

Fatih Öztürk heißt der Cousin, er ist ebenfalls gebürtiger Österreicher, 26 Jahre alt und verdient sein Geld als Grafiker. "The Legend of Zelda" hat er ebenfalls mehrmals durchgespielt, hat aber später seine Schwäche für Beat’em-up-Spiele - auch Prügelspiele genannt - entdeckt. Er bezeichnet sich selbst nicht als professioneller Gamer, meint aber jeden im virtuellen Ring der Spiel-Reihe "Tekken" besiegen zu können. "Videospiele können einen fesseln wie kein anderes Medium und sind ein wichtiger Teil der Popkultur", sagt Öztürk. Seine bereits in der Kindheit geborene Leidenschaft für Videospiele trieb ihn immer wieder und immer mehr dazu an, sich über Spiele zu informieren. Das deutschsprachige Angebot war seiner Meinung nach nicht zufriedenstellend. "Ich fand einfach, dass es wenig qualitatives Videomaterial zum Thema Gaming gab", erzählt. Öztürk. Auf die neue Webseite Comboclash stellt er nun Blogs und teils selbst gefertigte Videos. "Vielleicht können wir damit die Szene beflügeln", meint er.

"Comboclash ist ein Indie-Magazin mit Mainstream Inhalten. Was uns auszeichnet, sind nicht nur die Inhalte, sondern auch die Qualität der Beiträge. Wir haben innerhalb weniger Wochen schon die ersten Videoreviews herausgebracht, das haben nicht einmal die großen österreichischen Videospielmagazine bis zum heutigen Tag", sagt Öztürk. Um eine One-Man-Show zu vermeiden, hat er seine Cousine Fatma an Bord geholt, die er zur "Stimme" von Comboclash machte.

Hollywood hält nicht mit

"Als mich Fatih gefragt hat, ob ich nicht die Videos moderieren möchte, habe ich am Anfang gezögert. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt", sagt Kücükgöl. Mit ihrer Seite richten sich die beiden nicht nur an passionierte Spieler, sondern auch an jene, die einen Einblick in die Gamingindustrie in ihrer Gesamtheit haben möchten. "Videospiele sind derzeit die größte Unterhaltungsbranche. Trotzdem werden sie von vielen nur belächelt", sagt Öztürk. ",Halo 4‘ zum Beispiel hat 220 Millionen Dollar innerhalb von 24 Stunden nach dem Release einbringen können. Hollywood kann damit gar nicht mithalten."

Es überrascht nicht, dass auch Migranten gerne Videospiele spielen. Wegen seiner Wurzeln in die Türken-Ecke geschoben werden will Öztürk nicht. Die Vorlieben unterschieden sich nicht von denen anderer Bevölkerungsgruppen. "Türken lieben Videospiele genauso wie alle anderen auch. Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass ,Fifa‘ (ein Fußball-Spiel) an erster Stelle der Beliebtheitsskala liegt", sagt Öztürk. Viele Freundeskreise veranstalten kleinere "Fifa"-Turniere und spielen eins-gegen-eins oder in Zweier-Teams gegeneinander. Andere wiederum vergnügen sich in Retro-Art auf der Nintendo-64-Konsole.

Beides kann aber auch auf jede beliebige Bevölkerungsgruppe zutreffen. "Ich glaube, dass die Beliebtheit von Videospielen total unabhängig von Herkunft oder Religion ist", sagt Kücükgöl. Ihr ist jedoch die rasant steigende Zahl der Gamerinnen aufgefallen, die vermehrt in als typisch männlich abgestempelten Spielen wie Ego-Shooter oder Role-Playing-Games die Burschen besiegen. Die weiblichen Figuren, die in den Spielen zu sehen sind, stören sie dennoch. "Statt spärlich bekleideter Babes wünsche ich mir stärkere Frauencharaktere. Das sind uns die Spieleentwickler schuldig dafür, dass wir immer mehr werden", sagt Kücükgöl.

Die Webseite hat spätestens seit der Veröffentlichung ihrer Top-10-Spiele 2013 hohe Klickzahlen und Seitenaufrufe verzeichnen können. "Die Seite und unsere Community wächst", zeigt sich Öztürk zufrieden. Geplant sind mehrere neue Beiträge von denen an einigen bereits fleißig gearbeitet wird. "Ich würde mir eine Kollaboration mit einem anderen Medium wünschen. Sogar Zeitungen haben nun angefangen, Videospielinhalte zu erstellen", sagt Öztürk.

Was anfangs nur eine Passion für Videospiele war, trieb Öztürk dazu seine Webseite zu gründen, doch dabei möchte er es nicht belassen. Er hat große Pläne - verrät aber noch nicht viel. Interessierte klicken schon jetzt auf www.comboclash.com.