Graz. An den österreichischen Universitäten sieht man dem kommenden Wintersemester mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Bundesregierung hat die Mindeststudierendenzahl für den Herbst 2013 festgelegt und sich dabei an den Zahlen des letzten Jahres orientiert. Doch viele Studienrichtungen wie Pharmazie oder Architektur werden den kommenden Ansturm kaum bewältigen können, weil dafür ganz einfach der Platz fehlt.
"Das hat mit realen Kapazitäten nichts zu tun", kritisiert Adalbert Prechtl, Vizerektor der TU Wien, die vorgegebene Mindestzahl an Studienplätzen. Die Architektur an der TU Wien verfüge in etwa über Kapazitäten für rund 470 Studienanfänger: "Nehmen müssen wir aber 1030", so Prechtl.
Eine ähnliche Schieflage auch an der Uni Wien: In Ernährungswissenschaften kommen auf 700 Mindest-Studienanfänger vier bis fünf Habilitierte, meint Vize-Rektorin Christa Schnabl. Auch in Pharmazie kommt es schon seit längerem zu großen Engpässen, vor allem bei den Laborplätzen. Derzeit stehen 150 pro Semester zur Verfügung, mit dem Studium beginnen werden jedoch 700.
"Bei uns wird es aufgrund der weiterhin zu hohen Zahl an Studierenden keine besseren Studienverhältnisse geben." Deshalb setze man weiterhin auf eine Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP), "die durchaus selektiv sein wird", so Schnabl. Die Mindestzahlen für Studienanfänger orientieren sich an den Neuzugängen des letzten Jahres. Wird die nun festgelegte Zahl überschritten, kommt es in den jeweiligen Studienrichtungen zu Aufnahmetests. Wer den Test schafft, dem wird dennoch keine gute Betreuung garantiert, weil es für so viele Studierende einfach an ausreichend Platz und Lehrpersonal mangle.
Sicherheitsvorschriften
In Graz dürfen im Herbst 2013 390 Neuinskribierte mit Pharmazie beginnen, Laborplätze gibt es aber nur 80. Der Gros der Neuzugänge landet hierfür auf einer Warteliste. Bis Oktober soll die Zahl der Laborplätze um zwanzig erweitert werden, doch auch diese Maßnahme wird dem Kapazitäten-Problem kaum Abhilfe schaffen. "In den ersten beiden Semestern gibt es für die Studierenden noch keine Laborübungen. Das Nadelöhr ist das dritte Semester, dort wird es dann sehr eng", erklärt der Leiter des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften, Rudolf Bauer. "In den Laborräumen wird mit Chemikalien gearbeitet, daher herrschen arbeitssicherheitstechnische Vorschriften. Da kann man auch nicht einfach Leute hineinpferchen." Es reiche auch nicht aus, die Laborplätze von 60 auf 80 zu erhöhen, vielmehr benötige es Zwangszugangsbeschränkungen, die ihren Namen auch verdienten. "Wenn Studien nicht beschränkt werden, dann ist das ein Etikettenschwindel, weil ein freier Zugang die Studierenden in dem Fall nur behindert."