Zum Hauptinhalt springen

Im Prater wächst noch eine Uni

Von Barbara Sorge

Politik

Wohnen am "Campus Messestraße Wien" kostet rund 600 Euro.


Wien. Im Frühling wächst und gedeiht, wofür im Herbst der Samen gesät wurde. Im Prater blühen wegen des kalten Wetters die Bäume zwar noch immer nicht. Dafür schießen zwischen Messegelände und Grünem Prater die Universitätsgebäude in die Höhe.

Während die Wirtschaftsuniversität (WU) bereits ab dem kommenden Sommer übersiedelt und die Gebäude mit studentischem Leben füllen wird, ist am Dienstag auf dem Grundstück am nordwestlichen Ende des WU-Campus der Samen für eine weitere Uni gesetzt und der Spatenstich vollzogen worden. Das Grundstück, das von der Stadt Wien lange frei gehalten wurde - ursprünglich sollte ein Hotel gebaut werden (die "Wiener Zeitung hat berichtet) -, wird nun von der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) bebaut. Der Standort liegt unmittelbar neben der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) beziehungsweise der Messe Wien und ist erreichbar über die U2-Station "Prater-Messe".

Neben einem sechsstöckigen Uni-Gebäude soll es auch ein Studentenheim der Akademikerhilfe und ein weiteres Gebäude für andere universitäre Nutzung geben. Finanziert wird der Neubau aus eigenen Mitteln durch einen Kredit bei der Hypo Vorarlberg, sagt Rektor Alfred Pritz. Förderungen von Bund oder Land gibt es nicht. Die Eröffnung des von der Schweizer Architektengruppe Holzer Kobler geplanten Projekts mit einer Nettogrundfläche von 5800 Quadratmetern ist für den 1. März 2015 anvisiert, wie Pritz sagte. Das neue Unigebäude wird sämtliche Fakultäten und Institute der SFU sowie die psychotherapeutisch-psychologische Ambulanz beherbergen.

Neubauprojekt "Triiiple" am derzeitigen SFU-Standort

Die 2005 akkreditierte SFU bietet Lehrgänge in Psychotherapiewissenschaft, Psychologie, Lebens- und Sozialwissenschaften an. Sie hat derzeit rund 1200 Studenten und ist am Areal des ehemaligen Hauptzollamtsgebäudes in der Landstraßer Schnirchgasse untergebracht. Das Gebäude, das ein aus Dresden kommender Student an DDR-Architektur erinnert, wird niemandem abgehen: "Es ist nicht schön, aber funktional", so der Student beim Spatenstich.

Tatsächlich ist dem Gebäude auch keine Nachnutzung bestimmt: Für das Areal des ehemaligen Hauptzollamts mit dem Gebäude der Sigmund Freud Privatuniversität gibt es schon Pläne. Es wird abgerissen und durch einen Gebäudekomplex - das sogenannte "Triiiple" - ersetzt. Unter anderem sollen drei bis zu 100 Meter hohe Bauten mit einer Nutzfläche von rund 70.000 Quadratmetern errichtet werden. In den Hochhäusern sollen Büros und bis zu 1000 Wohnungen Platz finden. Wenn alles plangemäß verläuft, sollen Ende 2014 die Arbeiten beginnen und die ersten Bewohner und Büronutzer Ende 2015 beziehungsweise Anfang 2016 einziehen.

Da wird die SFU in der Schnirchgasse schon wieder fast ein Jahr Geschichte sein. Dann wird schon am "Campus Messestraße Wien" gelehrt und gelernt - und gewohnt. Neben dem Gebäude der SFU wird auch ein Wohnheim mit 166 Einheiten für Studierende und Lehrende realisiert. Das Wohnen darin wird allerdings teuer. Rund 600 Euro müssen jene pro Monat begleichen, die in den etwa 27 Quadratmeter großen Appartements mit Loggia wohnen wollen, erzählt der Obmann der Akademikerhilfe, Roderich Regler. Allerdings müsste das Studentenheim auch zu 100 Prozent ausgelastet sein, um diese Preise halten zu können - immerhin baue man ohne jegliche Fördergelder, so Regler. Die Kosten für die Errichtung einer einzigen Garconniere würden sich inklusive der Grundstückskosten auf rund 72.000 Euro belaufen.

WU im Zeitplan - Übersiedlung im Sommer

Während die Studenten und Lehrenden der Sigmund Freud Privatuniversität noch zwei Jahre warten müssen, bis sie in das neue Gebäude einziehen können, wird der universitäre Vollbetrieb der WU am Campus im Prater bereits mit dem Wintersemester 2013/2014 starten.

Der "Campus WU" fällt um einiges größer aus als jener der SFU. Mit sechs Gebäudekomplexen umfasst er rund 100.000 Quadratmeter Nutzfläche und mehr als 50.000 Quadratmeter Freifläche zwischen Messe und Prater. Das Gelände ist damit größer als 13 Fußballfelder. In den Gebäuden befinden sich 90 Hörsäle und Seminarräume, 3000 Arbeitsplätze und knapp 5000 Lehrplätze werden geschaffen.

Die Errichtung des Neubaus erfolgt über eine gemeinsame Gesellschaft von Bundesimmobiliengesellschaft BIG und WU (Projektgesellschaft Wirtschaftsuniversität Wien Neu GmbH).

Das Gebäude der WU in der Augasse im 9. Bezirk ist laut BIG-Sprecher Ernst Eichinger als Ausweichquartier für die Kunstuniversitäten (Akademie der Bildenden Künste und die Universität für angewandte Kunst, Anm.) vorgesehen. In weiterer Folge sollen auch die Abgeordneten und Mitarbeiter des Parlaments am Alsergrund Unterschlupf finden, während das Hohe Haus am Ring saniert wird. Genaue Termine gibt es noch keine, auch nicht für das Parlament. Das hänge vom Planungsverlauf der einzelnen Projekte ab, erklärt der BIG-Sprecher.