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Viele Parteien, eine Basis

Von Matthias Nagl

Politik

Analyse: Tirols bürgerliche Listen eint der Wunsch nach Wandel.


Innsbruck. Eine derart vielfältige Wahlmöglichkeit wie bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag hatten die Tiroler noch nie - zumindest was die Anzahl der Listen betrifft. Elf Listen, so viele wie nie, stellen sich den Wählern, nur zwei davon treten nicht im ganzen Bundesland an.

Was eine Reihe dieser Listen eint, ist ein bürgerlicher Hintergrund und die Ablehnung der ÖVP unter Landeshauptmann Günther Platter. Die Liste Fritz des ehemaligen Arbeiterkammerpräsidenten Fritz Dinkhauser feierte vor fünf Jahren mit gut 18 Prozent und Platz zwei einen Überraschungserfolg. Mit dem Antreten Dinkhausers 2008 begann der Zerfall des bürgerlichen Lagers in mehrere Listen auch auf Landesebene. Anders als auf Gemeindeebene üblich, wo die bürgerliche Listenvielfalt in Tirol eine längere Tradition hat, war nach der Wahl aber keine Rede von einer bürgerlichen Zusammenarbeit. Die Liste Fritz zeichnete sich im Landtag durch vehemente Oppositionsarbeit aus.

Probleme für Liste Fritz

Nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von Listengründer Dinkhauser und dem Tod von Klubobmann Bernhard Ernst geht die Liste Fritz aber mit schwierigen Voraussetzungen in die Wahl. Spitzenkandidatin ist Andrea Haselwanter-Schneider, die wie Dinkhauser über die Arbeiterkammer in die Politik kam und sich dort ebenfalls für die ÖVP-nahe Liste FCG engagierte.

Von dieser Nähe ist aber nichts mehr zu merken. "Wir wollen eine politische Wende erreichen. Tirol braucht einen Wechsel", sagt Haselwanter-Schneider. Ein Wahlziel an Stimmen gibt es nicht. Die Umfragen, nach denen die Liste um den Einzug in den Landtag kämpfen muss, beunruhigen die 45-Jährige nicht: "Die Umfragen waren 2008 ähnlich."

Bei der letzten Landtagswahl war auch Transitgegner Fritz Gurgiser Teil der Liste Fritz. Nach einem Streit mit Dinkhauser gründete er aber schon 2009 eine eigene Fraktion, die nun als Gurgiser & Team antritt. Neben seinem Engagement im Transitforum sitzt Gurgiser für die FCG im Vorstand der Tiroler Arbeiterkammer.

Für und Vorwärts Tirol

Mit zwei Ex-Regierungsmitgliedern wartet Vorwärts Tirol auf. Ex-SPÖ-Landesrat Hans Lindenberger ist Spitzenkandidat, Anna Hosp, die bis 2008 für die ÖVP in der Regierung saß, ist Landeshauptmann-Kandidatin. Die Liste, in der sich auch Innsbrucks bürgerliche Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer engagiert, will zweitstärkste werden, schließt aber eine Koalition mit Platter aus. "Weil er seine Chance gehabt und überhaupt nicht genutzt hat", sagt Hosp. Sie bezeichnet ihre Liste als liberal-bürgerlich.

Auch die Liste Für Tirol hat Wurzeln im bürgerlichen Lager, ihr Spitzenkandidat Patrick Pfurtscheller kommt aus dem Wirtschaftsbund. Das Team Stronach machte vor der Wahl auch bundesweit mit drei eingereichten Listen Schlagzeilen, trotz der internen Querelen ist der Einzug in den Landtag möglich. Für die Piratenpartei und die KPÖ, die beide nicht im ganzen Land antreten, sind die Prognosen schlechter.

Abseits der etablierten Parteien spricht aber nur Vorwärts Tirol offensiv von Regierungsambitionen. Sollte die ÖVP nicht massiv verlieren und Günther Platter deren Chef bleiben, wird das aber schwierig. Dass sich vier oder fünf Parteien für eine Koalition mit knapper Mehrheit finden, ist trotz der Sehnsucht nach Wandel unwahrscheinlich.