Dass es immer weniger Landärzte gibt, liege nicht alleine an der Sozialversicherung, heißt es aus dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger dazu. Allerdings gibt man dort zu, dass man 2000 bis 3000 Patienten pro Quartal als Untergrenze ansieht. Der Durchschnittshonorarsatz für Allgemeinmediziner liege im Jahr bei 300.000 Euro. Davon müssen Praxismiete, Arzthilfe, Infrastruktur bezahlt werden.
Facharztausbildung dringend notwendig
Besonders ärgerlich ist für den Hausärzteverband, dass Allgemeinmediziner noch immer keine eigene Fachausbildung erhalten und somit auch nicht als Fachärzte wahrgenommen würden - was sie aber seien. 90 Prozent der Patienten, die sich an einen Allgemeinmediziner wenden, seien damit zufrieden, nur zehn Prozent würden sich an andere Fachärzte wenden. "Das beweist: Wir sind keine Gatekeeper. Die Allgemeinmedizin ist ein eigenes Fach. Diese Leistung wird im System überhaupt nicht wahrgenommen." Und vor allem fordert der Hausärzteverband verpflichtende Lehrpraxisausbildung für Allgemeinmediziner - allerdings müsste die Öffentlichkeit einen Teil dieser Ausbildungskosten übernehmen. Die Ärztekammer fordert, dass die Finanzierung einer Lehrpraxisstelle zu einem Drittel vom Arzt, zu einem Drittel vom Bund und zu einem Drittel vom Land übernommen wird.
Im Kampf um die Aufwertung der Allgemeinmediziner zu einem Facharzt ist dem Hausärzteverband die Unterstützung des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger gewiss.
"Codierung von Krankheiten wäre der Tod"
Aber andererseits, so Euler, versuche die Sozialversicherung gerade, den Hausärzten eine weitere Bürde aufzulasten: "Man will uns jetzt die Codierung von Krankheiten aufzwingen. Für die Allgemeinmedizin wäre das das absolute Ende." Denn die Codierung beruhe auf der Diagnose und solle als Abbildung der Arbeit gelten. Aber die Beratung in der Allgemeinmedizin führe selten zur Diagnose, 90 Prozent der Fälle blieben undiagnostiziert, würden aber dennoch erfolgreich behandelt. Mit Diagnosen sei das so eine Sache, sie seien bei den Chirurgen sehr klar, bei den Internisten schon weniger und bei Allgemeinmedizinern eben nur zu einem sehr kleinen Anteil.
Im Hauptverband hat man dafür andere Zahlen: Demnach würden 70 Prozent der Patienten von Allgemeinmedizinern "weil sie keine Diagnose stellen" weiterverwiesen an Fachärzte. Schon alleine deshalb wäre eine bessere Ausbildung der Allgemeinmediziner wünschenswert und ein Facharzt dafür höchst an der Zeit, heißt es aus de Fachverband.