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Endlich in der Spur des Vaters

Von Matthias Nagl

Politik

Wilfried Haslauer wird wie sein Vater Landeshauptmann von Salzburg.


Salzburg. Ein umjubelter Wahlsieger sieht anders aus als Wilfried Haslauer am Sonntagabend. Das zeigt auch folgende Anekdote von der Salzburger Landtagswahl. Als die Spitzenkandidaten nach der ersten Interviewrunde beim ORF das Studio im Regierungssitz Chiemseehof verließen, bildete sich um die scheidende Landeshauptfrau Gabi Burgstaller augenblicklich eine Menschentraube. Wenige Meter weiter konnte sich Haslauer ungestört mit einer Handvoll Vertrauter unterhalten. Erst als Burgstaller weiterzog, weckte auch Haslauer das Interesse der Journalisten.

Dass er an diesem Abend Burgstaller noch einmal den Vortritt lassen musste, wird Haslauer einigermaßen egal sein. Schließlich wird er in der nächsten Landesregierung im Rampenlicht stehen. Damit hat er nach neun Jahren erreicht, was ab seinem Eintritt in die Landesregierung 2004 sein Ziel war: Das Land für die ÖVP zurückzuerobern.

Wie sehr die Niederlage von 2004 noch immer an der Partei nagt, zeigt auch die Reaktion des damaligen Wahlverlierers Franz Schausberger auf der Wahlparty der ÖVP am Sonntagabend. "Die oberflächliche Politik von Gabi Burgstaller wird jetzt einer seriösen Politik Platz machen", sagte Schausberger. Wie viele in der Partei betrachtet er die neun Jahre unter SPÖ-Führung quasi als historisches Unrecht. "Ich behaupte, die letzten neun Jahre waren ziemlich verlorene Jahre", meinte Schausberger.

Dieses Gefühl war es wohl auch, das die Funktionäre und Kernwähler derart mobilisierte, dass Haslauer nun auf Platz eins steht. Der Finanzskandal schaffte, woran schon viele in der ÖVP gescheitert sind: für Einigkeit zu sorgen. "Es ist schon gut so, dass sie auf uns schimpfen", sagte Haslauer schon beim Wahlkampfauftakt mit Verweis auf die SPÖ. "Früher haben wir das selber gemacht."

Schlechtestes Ergebnis in der Geschichte der ÖVP

In diesem Wahlkampf hat der gemeinsame Gegner die Partei hinter Haslauer, auf den die Kampagne zugeschnitten war, tatsächlich geeint. Nicht nur der mächtige Wirtschaftsbund, Haslauers Hausmacht, stand hinter ihm. Das lässt sich auch an den Bezirksergebnissen ablesen: Im bäuerlich geprägten Lungau hatte die ÖVP mit einem Minus von 1,4 Prozentpunkten den geringsten Verlust.

So ist der Gewinn des Landeshauptmann-Sessels wohl weniger Haslauers Persönlichkeit sondern günstigen Umständen geschuldet. Denn ein echter Wahlsieg sieht anders aus. Die 29 Prozent bei 7,5 Prozentpunkten minus sind mit Abstand das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der ÖVP und Tiefpunkt einer langen Entwicklung. Ein mickriges Plus von 0,2 Prozentpunkten gab es zuletzt 1999, den letzten echten Wahlsieg der ÖVP feierte Haslauers gleichnamiger Vater 1984.

So freute sich Haslauer junior, der zwei Tage vor der Wahl seinen 57. Geburtstag feierte, betont dezent und verzichtete auf Jubelstürme. "Auch die ÖVP hat die gelbe Karte bekommen", sagte er am Montag. Nach seinem Quereinstieg in die Politik musste sich Haslauer zunächst als Juniorpartner profilieren. Ein Gefühl, das sein Vater, der von 1977 bis 1989 Landeshauptmann war, nie kannte. Die Haslauers werden nun nach Josef Krainer senior und junior in der Steiermark das zweite Vater-Sohn-Paar als Landeshauptmann. Dabei machte Haslauer seinen Weg zunächst außerhalb der Politik. 1985 eröffnete er nach dem Jus-Studium eine Anwaltskanzlei, in die er auch im Falle einer Wahlniederlage zurückgekehrt wäre.

Schon als Anwalt war Haslauer bestens vernetzt

Bestens vernetzt war Haslauer auch schon zu seiner Zeit als Anwalt. Das liegt unter anderem an seiner Mitgliedschaft in der Cartellverband-Verbindung Rheno Juvavia, in der namhafte Salzburger Juristen unter ihresgleichen sind. Das wird Haslauer auch als Landeshauptmann helfen, schnell guten Kontakt in die Landesverwaltung zu finden. Burgstaller trug ihren Konflikt mit Landesamtsdirektor Heinrich Christian Marckhgott, dem obersten Beamten des Landes, zuletzt öffentlich aus. Marckhgott saß beim ÖVP-Wahlkampfauftakt in der ersten Reihe.

Und auch wenn Eduard Paulus, Chef der Finanzabteilung, wegen der Nebengeräusche des Finanzskandals aus der Partei flog, war er jahrelang Teil der bürgerlichen Salzburger Seilschaft. Haslauer konnte im Wahlkampf dennoch glaubhaft versichern, nicht schon frühzeitig von Problemen bei den Finanzgeschäften gewusst zu haben. Hätte er 2008, als die ersten Probleme auftauchten, davon erfahren, hätte er das für den Wahlkampf 2009 verwendet. "Ich wäre ja geistesgestört, hätte ich das nicht getan", sagte er zur "Wiener Zeitung". Die Salzburger Wähler nahmen Haslauer das ab und machten ihn trotz eines dicken Minus zum nächsten Salzburger Landeshauptmann.