Rote Länder sind gespalten


"Landeshauptmann Franz Voves steht zum Beschluss des Landesparteitags, das Kleine Glücksspiel im Gleichklang mit dem Bund abzuschaffen", lässt er über einen Sprecher ausrichten. "Derzeit ist allerdings mit dem Koalitionspartner auf Bundesebene anscheinend keine Einigung darüber zu erzielen. Als Wahlkampfthema eignet sich das Thema nur bedingt." Sein burgenländischer Kollege Hans Niessl gilt überhaupt als Gegner eines Automatenverbots.

Und welchen Weg geht das von der ÖVP absolut regierte Niederösterreich, Heimat des Automatenriesen Novomatic? "Jugend- und Spielerschutz haben in Niederösterreich oberste Priorität. Beides kann nur im erlaubten Glücksspiel durchgesetzt werden. Verbote können das Glücksspiel nicht verhindern, sondern begünstigen nur den illegalen Markt", sagt Eleonore Wolf von der zuständigen Fachabteilung in der Landesregierung. Niederösterreich setzt auf die sogenannte "Novocard", eine persönliche Zutrittskarte in die Automatensalons. Günter Stummvoll, der für die ÖVP das letzte Glücksspielgesetz verhandelte und danach kurz für Stronachs Glücksspielabenteuer den Aufsichtsratschef gab, sagt: "Schon die Römer spielten. Ein Verbot wäre, als würde man Alkohol verbieten. Man verdrängt es in den Untergrund."

Steigert Angebot Nachfrage?


Dahinter steckt die Logik, dass Spieler immer einen Weg finden. Bei einem Verbot wechseln sie einfach auf illegale Automaten im Hinterzimmer oder ins Internet - für die Sektion 8 "ein Mythos".

"Klar wird es immer Spieler geben. Im Kasino würde es ja auch weiterhin Automaten geben. Aber wenn das Kleine Glücksspiel verschwindet, werden deutlich weniger Menschen spielsüchtig, weil sie gar nicht erst damit in Berührung kommen", heißt es in einem Positionspapier. Gegen illegale Automaten gehe die Exekutive schon jetzt hart vor, ein Verbot würde den Kampf noch erleichtern. Und das Internet? 80 von 100 Patienten der Suchthilfe Wien würden nicht im Netz, sondern am Automaten zocken.

Fallen Länder-Verbote?


In ganz Kärnten verstreut werden auch die nächsten 15 Jahre Hunderte Automaten stehen. Grund: Die FPK vergab kurz vor ihrer Abwahl noch rasch die Lizenzen. Landeshauptmann Kaiser zürnt. "Wäre das nicht geschehen, hätte es die Chance gegeben, vielen Familien Unheil zu ersparen."

Und auch in Wien könnte nach dem Verbot 2015 auf hunderten Automaten weitergezockt werden. Rund 15 Prozent der Automaten haben längere oder unbegrenzte Konzessionen, sagt der Automatenverband. Außerdem drängt die politisch top-vernetzte Novomatic, die sich zuletzt Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) angelte, auf eine Online-Lizenz. Damit könnte man theoretisch auch sogenannte Video-Lotterie-Terminals (VLT) betreiben. Das sind ganz normale Spielautomaten, nur verbunden über einen General-Server. Sie sind von Ländergesetzen - und Verboten - unberührt. Die Casinos Austria betreiben in Österreich 800 solcher VLTs. 5000 würde das Gesetz theoretisch erlauben. Ob die restlichen für Straßen wie die Reinprechtsdorfer reserviert sind?