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Dauerbaustelle Kombilohn

Von Clemens Neuhold

Politik

Als Flop gestartet, beziehen derzeit schon 6000 Menschen Lohnzuschüsse.


Wien. Wenn die Sozialhilfe fast genauso hoch ist, wie der Lohn aus dem 40-Stundenjob, warum arbeiten? Diese Lohnabstandsdebatte ist eine der größten Herausforderungen der Arbeitsmarktpolitik. Ein seit Jahren in Deutschland und Österreich umstrittener Ansatz ist der Kombilohn. Dabei legt der Staat ein paar hundert Euro auf den Lohn oben drauf, um Billig-Jobs für Arbeitslose attraktiver zu machen. Das soll den Staat entlasten, weil der Zuschuss günstiger ist als ein Arbeitsloser.

Die Kehrseite: Firmen haben keinen Anreiz, höhere Löhne zu zahlen. Die Gefahr besteht, dass der Staat bloß die niedrigen Löhne einzementiert, anstatt neue Jobs zu schaffen.

Unter anderem wegen dieser Bedenken hat der Kombilohn in Österreich einen anderen Schwerpunkt: die Re-Integration Arbeitsloser über 50, Frauen nach der Babypause und Behinderter in den Arbeitsmarkt. Nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit bekommen sie auf ein Jahr beschränkt zwischen 150 Euro und 300 Euro pro Monat zum Lohn dazu, dieser kann brutto bis zu 1700 Euro betragen. Das unterscheidet den Kombilohn deutlich von der 2006 unter Wirtschaftsminister Bartenstein eingeführten Ursprungsvariante. In seinem Modell gab es Zuschüsse für Arbeitslose und Firmen nur bis zu 1000 Euro, aber für alle Langzeitarbeitslosen unter 25 und über 45 Jahren. Ein Flop: Statt 5000 Kombilöhnen kam es zu ganzen 308 Fällen. 2007 wurde es reformiert.

Das aktuelle Modell nehmen schon mehr als 6000 Personen in Anspruch. Geht es nach AMS-Chef Kopf, könnten erstmals auch Mindestsicherungsbezieher aller Altersgruppen, die mehrere Personen versorgen, Kombilöhner werden. Da sie (als Familie) eine höhere Mindestsicherung bekommen, stellt sich nämlich bei ihnen die Eingangsfrage "Warum arbeiten?" besonders deutlich.