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Unter der Armutsgrenze

Von Bernd Vasari

Politik

Geld gespart wird im Urlaub, beim Ausgehen und bei Bekleidung und Schuhen.


Wien. 49 Prozent der türkischen Migranten verdienen unter 1000 Euro pro Monat. Somit ist knapp die Hälfte der Community armutsgefährdet. (Armutsgefährdungsschwelle: 1066 Euro). Bei der Gesamtbevölkerung in Österreich sind es 20 Prozent, die unter 1000 Euro im Monat bezahlt bekommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens GfK Austria, in der das Konsumverhalten von türkischen Migranten in Österreich untersucht wurde. Befragt wurden 500 Personen der ersten und zweiten Generation in ganz Österreich. Die Interviews wurden über Telefon geführt. Bezahlt wurde die Studie vom Gfk-Verein. Die Zahlen für die Gesamtbevölkerung in Österreich wurden aus der Gfk-Studie Capi-Bus 2013 entnommen.

Das jährliche Konsumpotenzial von türkischstämmigen Österreichern liegt bei etwa vier Milliarden Euro, so ein weiteres Ergebnis aus der Studie. Einer Person mit türkischem Hintergrund stehen also durchschnittlich 1100 Euro pro Monat zur Verfügung. Für Studienautorin Doris Kostera sind diese Zahlen "nicht berauschend", vor allem wenn man sie mit jenen der Gesamtbevölkerung vergleicht. Dort liegt das jährliche Konsumpotenzial bei 220 Milliarden Euro. Das sind 1480 Euro im Monat pro Person.

Türkische Migranten verfügen somit nur über vier Fünftel der Kaufkraft von allen in Österreich lebenden Personen. Dennoch achten beim Einkaufen 68 Prozent der türkischen Migranten mehr auf die Qualität als auf den Preis des Produkts. Bei der Gesamtbevölkerung sind es 34 Prozent. Umgekehrt dazu ist für 32 Prozent der türkischen Migranten und 66 Prozent der Gesamtbevölkerung der Preis wichtiger als die Qualität.

Jede dritte Person mit türkischer Migrationsgeschichte zählt sich zu den "Early Adopters", jene, die sich für neue Trends und Entwicklungen interessieren. Gespart wird im Urlaub, beim Ausgehen und bei Bekleidung und Schuhen.

Im Alter kümmert sich die Familie um einen

54 Prozent der Befragten gaben an, dass sie gerade so mit ihrem Einkommen auskommen und kein Geld für eine Altersvorsorge haben. 44 Prozent machen sich aber keine Sorgen um die Altersvorsorge, da sie sich darauf verlassen, dass sich die eigene Familie im Alter um sie kümmern werde. Für 83 Prozent ist es daher auch selbstverständlich, dass sie die Familie unterstützen, wenn Geld übrig bleibt.

Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Generation bestehen beim Kontakt mit Banken. 57 Prozent der unter Dreißigjährigen wollen persönlich von einem Bankberater betreut werden. Für die Mehrheit der ersten Generation reicht es hingegen aus, wenn der Kontakt auch per Telefon oder Internet erfolgt. Laut Doris Kostera würden türkische Migranten im Durchschnitt weniger Finanzprodukte besitzen und ihr Geld auch nur kurzfristig anlegen. 17 Prozent der Befragten wollen demnächst aber ein Einfamilienhaus erwerben. Die Mehrheit spricht sich gegen den Kauf eines Hauses in der Türkei aus, so Kostera. Laut der Mikrozenus-Erhebung der Statistik Austria besitzen 15 Prozent der türkischen Migranten eine eigene Wohnung oder ein Haus, bei den Nicht-Migranten sind es 55 Prozent.

Über Produkte und Dienstleistungen möchte die Mehrzahl der türkischstämmigen Migranten lieber auf Deutsch als auf Türkisch informiert werden. Viele würden nicht gerne nur auf ihre Herkunft reduziert werden.