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Der Integrationstisch ist gedeckt

Von Senad Pintol

Politik
Frau Yu Hui lässt sich von einer Betreuerin des ÖIF am Welcome-Desk beraten.
© Urban

Welcome-Desk ist die zweite zentrale Anlaufstelle für Migranten in Wien.


Wien. Der Welcome-Desk des Integrationszentrums Wien ist seit dem 8. Juli 2013 das zentrale Element der "Integration von Anfang an" wie es von Integrationsstaatssekretär Kurz, Vizekanzler Spindelegger und dem österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) bei der Eröffnung proklamiert wurde. Zuwanderer seien sehr wohl willkommen, jedoch sollen sie auch gefordert und gefördert werden. Um die Neuankömmlinge sowohl willkommen zu heißen als auch auf ihre Qualifikationen zu überprüfen und ihre Fähigkeiten und Talente zu fördern, wurde der Welcome-Desk eingerichtet. "Ich bin sehr positiv überrascht und es entspricht auch ein bisschen unseren Erwartungen", resümiert Michael Huber-Strasser, Leiter des Integrationszentrum Wiens, die rege Kundenfrequenz am Welcome-Desk des Wiener Integrationszentrums im 3. Bezirk.

Mit einer Kundenfrequenz von ungefähr 300 Besuchern im Integrationszentrum pro Tag und 200 Anrufern pro Woche ist jedoch ersichtlich, dass der Welcome-Desk kein Staubfänger ist, sondern ein brauchbares Instrument zur Integration von Zuwanderern. Laut Huber-Strasser versucht man mit einem breiten Sprachportfolio der Mitarbeiter, kompetenter Beratung und einer starken Vernetzung die drei zentralen Aufgaben des Welcome-Desks so gut wie möglich zu erfüllen: Spracherwerb unterstützen; Berufsberatung, Workshops, Nostrifizierungen; Netzwerk-Programme, Mentoring, Infoveranstaltungen, Community-Events der verschiedenen Communitys und vieles mehr.

Finanzielle Schwächen

Sogar in Ankara, der Hauptstadt der Türkei, wurde ein Welcome-Desk eingerichtet, welcher die türkischen Zuwanderer in ihrer Muttersprache betreut, um die "Integration von Anfang an" zu forcieren und die Menschen bereits in ihrem Heimatland abzuholen. In Folge sind weitere Welcome-Desks in anderen Herkunftsländern geplant. Vor allem die neuen und alten Krisengebiete wie Afghanistan, Irak und Syrien sind die neuen Herkunftsgebiete der jetzigen Zuwanderer und Kunden des Welcome-Desks. Die Stärken des Welcome-Desks sieht Huber-Strasser in der vielsprachigen Beratung, der Etablierung einer Willkommenskultur und der Verkürzung der Behördenwege für die Migranten durch die gute Vernetzung. Als zentrale Schwäche sieht der Leiter des Integrationszentrum Wiens die finanzielle Situation.

"Wir können leider im Moment nicht alle Personen effizient und optimal fördern, da wir nicht die finanziellen Mittel dazu haben, da gibt es definitiv Aufholbedarf", fasst Huber-Strasser die budgetären Defizite des Integrationszentrums zusammen. Ein Beispiel für die gelungene Integration von Anfang an stellt mit Sicherheit die 50-jährige Chinesin Yu Hui dar.

Stadt sieht Doppelgleisigkeit

Vor sieben Jahren kam die studierte Naturwissenschafterin nach Wien, nachdem sie in ihrer Heimatstadt Wuhan Chemie und Mathematik an einer Fachhochschule unterrichtet hatte. Bei der Frage, ob sie schon Österreicherin im Herzen sei, antwortet Frau Yu, dass das erst passieren würde, wenn sie die Sprache fehlerfrei beherrsche und ihrem ursprünglichen Beruf nachgehen könne. Bis dahin bleibt sie jedenfalls Chinesin im Herzen.

Wiens SPÖ-Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger begrüßt zwar den Welcome-Desk, sieht jedoch die Gefahr einer Doppelgleisigkeit, da es bereits seit 2008 mit "Start Wien" ein ähnliches Service gebe.

Und immer wieder betonen Experten, dass parteipolitisches Geplänkel aus der Integrationspolitik rausgehalten werden sollte.