Wien, Mehr rot-weiß-rote Schals als beim offiziellen ÖVP-Wahlauftakt in der Wiener Messe wurden am Dienstagabend wohl nur 800 Meter weiter im Ernst-Happel-Stadion geschwenkt. Aber noch ehe die ÖFB-Kicker gegen Irland um die WM-Teilnahme spielten, wollte sich die Volkspartei noch einmal für die finalen drei Wahlkampfwochen pushen. Dabei einte Fußballer und Wahlkämpfer vor allem der Zweckoptimismus.
Frenetisch empfingen die 2500 Gäste dann auch die Spitzenkandidaten der Bundesländer, vor allem aber Spitzenkandidat und Parteichef Michael Spindelegger. Sein Einzug in die Messehalle war noch spektakulärer angelegt als bei früheren Auftritten. Die Trommeln waren noch lauter, die Lichteffekte noch gleißender - ein krasser Gegensatz zum sonst so bescheidenen Naturell des ÖVP-Chefs. Aber Politik ist eben immer auch eine Show.
Im Bund schaffen, was in Salzburg gelungen ist
Begleitet wurde Spindelegger von seiner Frau. Auch Ex-Vizekanzler Alois Mock gab sich nebst der üblichen Parteiprominenz die Ehre. Darunter Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der erklärte, "Ich will Michael Spindelegger als Bundeskanzler", denn Amtsinhaber Werner Faymann sei "ein ängstlicher Administrator des Stillstandes", Rot-Grün sei "leistungs- und eigentumsfeindlich" und bringe "Besserwisserei und Bevormundung".
Was Haslauer in Salzburg gelungen ist, will Spindelegger im Bund schaffen: Die ÖVP wieder zur Nummer eins machen. Mit dem Wahlauftakt biege die ÖVP in die Zielgerade ein, so der Parteichef. Jetzt habe man das Kanzleramt im Visier. Ist das einmal erobert, verspricht Spindelegger "420.000 neue Jobs" (eine Zahl, die selbst Wirtschaftsforscher Ulrich Schuh, auf den sich die ÖVP diesbezüglich beruft, bis 2018 für "unplausibel und unrealistisch" hält), "30.000 neue Wohnungen" und "7000 Euro Absetzbetrag für Kinder", um "für Österreich eine gute Perspektive zu entwickeln".
Spindelegger gab sich optimistisch, schließlich sei der 29. September sein Namenstag: "Da steht Michael, nicht Werner." Die politische Konkurrenz bedachte er allerdings mit betont humorvollen Kommentaren: Das TV-Duell zwischen Werner Faymann und Eva Glawischnig sei schlimmer als "Liebesgeschichten und Heiratssachen" gewesen. Straches Nächstenliebe? "Ich will gar nicht von ihm geliebt werden." Das Publikum dankte es ihm mit Jubel und Applaus - Politik ist eben immer auch eine Show.