
Salzburg. Zwischen Arm und Reich können Welten liegen, manchmal liegt aber auch nur eine feine Linie dazwischen. Im Flachgau ist es jedenfalls die Landesstraße 250. Sie verbindet Faistenau, eine der ärmsten Gemeinden Salzburgs, mit Fuschl am See, einer der wohlhabendsten. Wobei: Arm ist in Österreich natürlich relativ. "Vom Erscheinungsbild gibts keinen Unterschied", sagt Josef Wörndl, Bürgermeister von Faistenau.
Seine Gemeinde nahm im Jahr 2011 pro Kopf 995 Euro an Abgaben und Ertragsanteilen ein, bei Fuschl waren es im selben Zeitraum 2442 Euro, also fast 150 Prozent mehr. Und damit lässt sich natürlich schon allerhand machen, wie auch Christian Braunstein, der Vizebürgermeister von Fuschl erzählt. "Man kann die Gebühren und Kosten für Gemeindeleistungen an der unteren Range ansetzen und Infrastrukturprojekte realisieren, die man woanders nicht machen kann."
Der See ist der natürliche Vorteil von Fuschl, das bringt touristische Einnahmen, die Faistenau kaum aufweisen kann. Doch das ist im konkreten Fall nicht der große Unterschied, der findet sich bei der Kommunalsteuer, die von der Anzahl der Arbeitsplätze abhängt. Dank Red Bull und einiger Hotels nimmt Fuschl fast zwei Millionen Euro pro Jahr an Kommunalsteuer ein und damit in etwa das Zehnfache von Faistenau. "Wir sind eine Schlafgemeinde", sagt Wörndl. Zwar ist Faistenau in den vergangenen 30 Jahren um fast 50 Prozent gewachsen, doch das ist vor allem Zuzug aus der nahen Stadt Salzburg. "Und die Attraktivität der Kaufhäuser auf dem Weg nach Hause ist größer als die in der Gemeinde", erzählt der Bürgermeister.
Das Bevölkerungswachstum beschert Fuschl zwar Mehreinnahmen über den Finanzausgleich, andererseits steigen auch die Ausgaben. Mehr Bewohner verursachen mehr Mist, neue Häuser müssen ans Kanalsystem angeschlossen werden, neue Straßen im Winter geräumt werden.
Hohe Anforderungen, niedrige Grundsteuer
Fuschl und Faistenau mögen nur durch eine Straße getrennt sein, doch es sind sehr unterschiedliche Gemeinden, und das nicht nur durch die Einnahmesituation. Diese Unterschiede machen es mitunter schwierig bis unmöglich, Finanzierungsmodelle zu entwickeln, die von allen Seiten als gerecht empfunden werden.
Unter anderem darum geht es beim Gemeindetag in Linz am Donnerstag und Freitag, wo der Gemeindebund die Zukunft der Gemeinden diskutieren wird. Aufgaben und Einnahmen der Gemeinden sind das Dauerthema bei den Bürgermeistern Österreichs, und diesmal wird vermutlich besonders intensiv nachgedacht, stehen doch im kommenden Jahr wieder Verhandlungen zum Finanzausgleich bevor.