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Das Kämpfen hat kein Ende

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Neos strotzen vor Optimismus, wollen auch bei Nichteinzug weitermachen.


Wien. Während im österreichischen Politikbetrieb das Du grassiert - Kanzler und Vize duzen sich ja sogar im TV-Duell -, pflegen Neos-Mäzen Hans Peter Haselsteiner und Spitzenkandidat Matthias Strolz selbst im Wahlkampffinish das höfliche Sie. Allerdings sei "nicht auszuschließen", dass sich das demnächst ändern wird, sagt Haselsteiner. Eine passende Gelegenheit könnte sich schon morgen Abend bieten, wenn die beiden - wovon sie fix ausgehen - auf den Einzug der Neos in den Nationalrat anstoßen.

"Wir werden die Sensation des Wahlabends sein", erklärte Strolz am Freitag. Ziel der Neos sind fünf Prozent. Wer eine Veränderung wolle, müsse Neos wählen, erklärte Haselsteiner, der die realistische Chance sieht, dass SPÖ und ÖVP ihre Mehrheit verlieren. In Richtung Grüne, die zuletzt harte Attacken gegen die Neos geritten haben, erklärte der Industrielle: "Wir wollen einen neuen Stil in der Politik, keinen, wo man den Gegner alles heißt."

Sollte es am Sonntag mit dem Parlamentseinzug nicht klappen, wollen die Neos übrigens unbedingt weitermachen und im kommenden Jahr bei der Europa-Wahl antreten. Auf die Finanzhilfe Haselsteiners, der die Neos im Wahlkampf mit 440.000 Euro in bar und einer Bürgschaft für ein 500.000-Euro-Darlehen unterstützte, kann die pinke Partei auch dann zählen.

Ihren Wahlkampfabschluss feierten die Neos am Freitagnachmittag auf der Wiener Mariahilfer Straße, wo kurz zuvor auch ÖVP-Spitzenkandidat Michael Spindelegger noch auf Stimmenfang war. Auf ein eigentliches Abschlussevent verzichtete die ÖVP als einzige Partei, stattdessen soll im ganzen Land bis zum Schluss gerannt werden. Offiziell lautet das Wahlziel "Kanzlerwechsel", also Nummer eins, allerdings muss die Volkspartei vor allem deshalb laufen bis zum Schluss, um zumindest Zweiter zu werden.

Strache will den Dritten nicht zum Kanzler machen

Zwar stellte die ÖVP schon einmal als drittstärkste Partei den Kanzler, noch einmal soll das aber nicht passieren, kündigte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Freitag an: "Ich werde nie einen Schwächeren zum Stärkeren machen." Der FPÖ-Obmann findet es "fast schade, dass der Wahlkampf zu Ende geht". Ausklingen ließ die FPÖ ihre Kampagne mit einer großen Kundgebung am Freitagabend am Wiener Stephansplatz.

Während bei den Blauen Volksfeststimmung angesagt ist, lud das BZÖ zum Tanz. Josef Bucher lud zum Orange Clubbing in den 19. Stock des Ares Tower.

Ebenfalls in lichte Höhen begaben sich die Grünen für ihr Wahlkampffinish, unter dem Motto "3 Tage wach" werden von einer Zentrale im Wiener Donauturm aus seit Donnerstagabend durchgehend Fragen beantwortet, Interviews und Diskussionsrunden per Livestream ausgestrahlt. Damit es aber nicht gar so trocken wird, luden die Grünen am Freitagabend in den Wiener Ostklub, wo sie bei Livemusik schon einmal für die Wahlparty am Sonntagabend probten. Das offizielle grüne Wahlkampfende findet heute, Samstag, im Palmenhaus statt, wo der grüne Wahlkampf auch begonnen hatte.

Bundeskanzler Werner Faymann war im Wahlkampfendspurt zwar nicht drei Tage wach, aber auch er dürfte nicht allzu viel Schlaf bekommen haben. Mit dem Ziel vor Augen, der SPÖ Platz eins in der Wählergunst zu sichern, spulte der Regierungschef ein wahres Marathonprogramm ab. In drei Tagen legte er 1700 Kilometer zurück, um sämtliche Bundesländer zu besuchen. Dabei standen zahlreiche Firmenbesuche auf dem Programm. Pünktlich zum Kampagnenende am Freitagnachmittag war Faymann dann wieder in Wien. Doch die Veranstaltung im Festzelt vor der Parteizentrale war keineswegs das Ende der Tour: Noch Freitagabend besuchte der Kanzler eine Polizeiinspektion im Burgenland, heute, Samstag, wirbt er am Victor-Adler-Markt in Wien-Favoriten.