Zum Hauptinhalt springen

Entwicklungshilfe-Geschäftsführer fordert "höheren Stellenwert"

Von Thomas Seifert

Politik

Österreich bleibt europäischer Nachzügler bei der Entwicklungshilfe.


Wien. Das Flüchtlingsdrama vor der italienischen Insel Lampedusa, der Krieg in Syrien vor den Toren Europas: Humanitäre Hilfe ist gefragt. Der neue Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungshilfeorganisation Austria Development Agency (ADA), Martin Ledolter, berichtet von zwei Millionen Euro, die zuletzt für die Flüchtlingshilfe für syrische Flüchtlinge bereitgestellt wurden. "Was Lampedsa betrifft: Da kann ich mir nur mehr Geldmittel wünschen, damit wir mehr Hilfe zur Selbsthilfe leisten können", appellierte der Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA), der staatlichen Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (EZA).

Bei der Flüchtlingshilfe arbeite die ADA eng mit insgesamt zehn Hilfsorganisationen zusammen, sagt Ledolter. Insgesamt kümmert sich die ADA, die seit 2004 für die Umsetzung der österreichischen Entwicklungshilfe-Projekte verantwortlich zeichnet, um 570 Projekte und arbeitet mit 80 heimischen NGOs zusammen. Im Vordergrund der Arbeit stehe die "Verbesserung der Lebensbedingungen in den Partnerländern", es gehe um "Solidarität" mit der Bevölkerung in den Partnerländern, von der auch österreichische Unternehmen profitieren können. "Idealerweise ist eine NGO dazwischengeschaltet, die Aspekte einbringt, die ein Unternehmen nicht hätte", sagt Ledolter. Die sogenannten Wirtschaftspartnerschaften, also die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor, sei durchaus noch ausbaufähig, wie Ledolter herausstrich. Bei diesen Kooperationen gehe es um die Schaffung von "Win-win-Situation", bei denen innovative Geschäftsideen mit Mehrwert für Entwicklungsländer gefördert werden. Derzeit gibt es etwa 100 Wirtschaftspartnerschaften.

Österreich werde sich weiterhin in eher kleineren Ländern engagieren und sich weiter an thematischen Schwerpunkten im Bereich Energie und Wasser orientieren und in Zukunft stärkere Akzente im Bereich Gesundheit setzen. Klimaschutz sei ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der ADA.

Die Mittel, die Österreich derzeit für die Entwicklungshilfe ausgibt, belaufen sich auf rund 0,28 Prozent des Bruttonationaleinkommens BNE (94,5 Euro pro Kopf, Durchschnitt der EU-27: 105,6 Euro) und hinkt damit anderen europäischen Nationen deutlich hinterher. Spitzenreiter ist regelmäßig Schweden, das rund 1 Prozent des BNE für die Entwicklungshilfe ausgibt (Frankreich: 0,46 Prozent, Deutschland: 0,4 Prozent). Von der neuen Regierung erhofft er sich, dass diese der EZA einen "höheren Stellenwert" einräume.