Protest gegen die parteilose Abgeordnete Monika Lindner. - © Neuhold
Protest gegen die parteilose Abgeordnete Monika Lindner. - © Neuhold

Wien. (neu/sir) Draußen vor dem Parlament zieht ein Herr seine Kreise und protestiert gegen die neue "wilde" Abgeordnete, Monika Lindner. Bei jeder Sitzung, an der Lindner teilnimmt, will er wiederkommen. Lindner hatte für das Team Stronach kandidiert und zieht nach ihrem Bruch mit der Partei nun als "wilde" Abgeordnete in den Nationalrat ein. Das löste einen Sturm der Entrüstung aus.

Drinnen, im großen Sitzungssaal, hat Monika Lindner erstmals auf ihrem Sessel Platz genommen. Er befindet sich in der letzten Reihe, recht weit weg vom Team Stronach, dafür hinter der FPÖ und nächst der ÖVP, also jener Parteien, die Lindner einst zur Generaldirektorin des ORF gemacht hatten. Es war der Höhepunkt von Lindners Karriere.

Was die einstige Medienmanagerin derzeit erlebt, ist das Gegenteil. Seit ihrer überraschenden Kandidatur für das Team Stronach, ihrem prompten Rückzug und dem abermaligen Meinungsumschwung nach der Wahl, steht Lindner schwer in der Kritik, und zwar von praktisch allen Seiten. Die Entrüstung der Öffentlichkeit ist seit Wochen kaum abgeebbt, und das wird sie wohl auch nicht nach den jüngsten Recherchen der Wochenzeitung "Falter".

Mandat ruhend gestellt


Lindner war viele Jahre lang Vorstandsmitglied der St. Anna Kinderkrebsforschung, nun hat sie ihr Mandat dort ruhend gestellt. Der Vorwurf "Freunderlwirtschaft" steht im Raum, nachdem Lindners Partner Günter Lebisch mit seiner Firma Druckaufträge für den Verein abwickelte, möglicherweise zu erhöhten Preisen. Monika Lindner dementierte jegliches Fehlverhalten, mit Finanzen habe sie nichts zu tun gehabt, habe keine Rechnungen gesehen. In ihrer Zeit im Vorstand habe es nie Unregelmäßigkeiten gegeben.

Aufgrund der Recherchen hat die Kinderkrebsforschung nicht nur das Mandat Lindners ruhend gestellt, sondern auch den Vertrag mit der Agentur ComCom von Lindners Partner gekündigt. Man werde prüfen, ob es Druckaufträge zu erhöhten Konditionen gegeben habe und gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten.

Die Agentur ComCom weist die Vorwürfe ebenfalls zurück. Es sei ein Pauschalhonorar in der Höhe von 25.000 Euro vereinbart worden und dieses würde nur die Selbstkosten der Agentur von Lebisch decken. Lebisch saß früher übrigens selbst in einem Unterstützungsverein für das St. Anna Kinderspital, wo er auch Monika Lindner kennenlernte. Während deren Zeit als Generaldirektorin beim ORF erhielt die Agentur von Lebisch auch Aufträge für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für diverse Kampagnen.