Wien. Zittern, Anspannung und nationale Versagensangst: Wenn am Dienstag in vielen Hauptstädten weltweit die Ergebnisse der internationalen Pisa-Tests bekanntgegeben werden, kommt das auch einer Art Notenverleihung für die Schulsysteme von Berlin bis Mexico City gleich. Seit 15 Jahren werden alle drei Jahre Pisa-Ergebnisse veröffentlicht, für Österreich waren das bisher stets Hiobsbotschaften. Das dürfte heuer anders sein. Die getesteten Schüler dürften sich beim Lesen, dem nationalen Problemfeld, leicht gesteigert haben. Auch mit den Naturwissenschaften soll es hierzulande bergauf gehen, dasselbe gilt für Mathematik, den heurigen Pisa-Schwerpunkt.
Dort erreichten die österreichischen 15- bis 16-Jährigen dem Vernehmen nach 506 Punkte, ein Plus von zehn Punkten und Platz elf unter 34 OECD-Staaten. Damit liegt Österreich hier signifikant über dem Durchschnitt. Zwölf Punkte mehr als 2009 erreichten die Schüler in den Naturwissenschaften (506, Platz 16). Sogar 20 Punkte mehr gab es beim Lesen. Mit 490 Punkten liegt Österreich aber immer noch deutlich unter dem OECD-Schnitt.
Doch wen kümmerts? Bei Lehrern löst das Stichwort "Pisa" ohnehin längst kollektives Augenverdrehen aus. Was sagt es über ein Schulsystem aus, wenn Lesen, Rechnen, Schreiben geprüft wird, demokratie- oder gesellschaftspolitische Fragen aber nicht? "Über die Qualität nationaler Bildungssysteme kann man anhand von Pisa nichts sagen", betont Stefan Hopmann, Bildungswissenschafter an der Uni Wien. Denn was bei dem bekanntesten aller Bildungstests abgefragt wird, ist nicht Teil des Lehrplans, sondern dient lediglich dem internationalen Ländervergleich. Zwar gibt es Staaten, die mit ihren Schülern Aufgaben üben, wie sie bei Pisa abgefragt werden - doch damit verkommt Pisa endgültig zum Selbstzweck. Nationale Tests hätten viel mehr Aussagekraft, da sie das testen, was die Schüler lernen, sagt Hopmann.

Solche Testungen gibt es in Österreich auch seit einem Jahr, die sogenannten Bildungsstandards, die unter Bildungsministerin Claudia Schmied eingeführt wurden. Sie legen fest, über welche Grundkompetenzen Schüler in der vierten und achten Schulstufe verfügen sollten und geben vor, was Schüler bis zum Ende der Volksschule oder Sekundarstufe I können sollen. Gutes Abschneiden bei Pisa könne jedenfalls nicht auf bildungspolitische Maßnahmen zurückgeführt werden, so Hopmann.