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"Baby Kurz" gegen den Rest der Welt

Von Veronika Eschbacher und Katharina Schmidt

Politik

Kurz wird jüngster Außenminister Europas - man nimmt’s mit Humor.


Wien. Dass er Minister wird, war spätestens zu dem Zeitpunkt klar, als vor der Wahl noch rasch die Integrationssektion im Innenministerium aufgestockt wurde. Zunächst hieß es ja noch, Sebastian Kurz werde eine Art ihm auf den Leib geschnittenes "Zukunftsministerium" aus Jugend, Integration, Familie und Umwelt bekommen. Stattdessen wird der mittlerweile 27-jährige Jusstudent vom Integrationsstaatssekretär zum Außenminister aufsteigen.

Den Gefallen aus 2011, Kurz medial zu vernichten und ihm dann ob seiner unerwartet guten Performance Rosen zu streuen, tun ihm die Kommentatoren heute nicht mehr. Als der JVP-Chef das neugeschaffene Integrationsstaatssekretariat bekam, wurde er mit Häme überschüttet - und mauserte sich innerhalb kürzester Zeit mit Charme und politischem Geschick zum Darling der Koalition. Sein Vorschlag zur direkten Demokratie scheiterte nur knapp, im Regierungsprogramm hat sich Kurz mit dem zweiten Kindergartenjahr verewigt.

Dass er ein politisches Talent und die (einzige?) Zukunftshoffnung der Volkspartei ist, ist mittlerweile also allen klar. Allerdings macht es einen großen Unterschied, Migrantenvereinen das Gefühl zu geben, dass ihre Anliegen ernst genommen werden, oder mit den durchwegs doppelt so alten Außenministern der Weltnationen an einem Verhandlungstisch zu sitzen. Das sehen auch die so, die sich auskennen. In der UNO hat er schon den Spitznamen "Baby Kurz", in 20 Jahren sei er eher ministrabel. Als Problem sehen manche A-Diplomaten, dass in anderen Nationen das Alter eine noch viel größere Rolle als in Österreich spielt, um ernst genommen zu werden. Auf Unverständnis stößt auch, dass Kurz die Integrationsagenden mitnimmt. Dies könnte ihn überfordern, heißt es. Auch wenn die Diplomaten Neo-Klubchef Reinhold Lopatka als Außenminister präferiert hätten, wollen sie nun abwarten und nicht sofort über Kurz herfallen. Zumal kaum ein Diplomat ohne Seitenhieb auf Spindelegger auskommt.

Kurz wird einen Berater brauchen, der das Ressort kennt. Möglich ist, dass der bisherige Pressesprecher Alexander Schallenberg Kabinettschef werden könnte. Ob Kurz auch auf dem internationalen Parkett das Markenzeichen seiner Jugendlichkeit, die fehlende Krawatte, weiter durchzieht, ist unklar. Bei den Frauen zieht das: Am Freitag war der meistgesuchte Begriff auf woman.at "Sebastian Kurz Freundin".