Zum Hauptinhalt springen

Karmasin will Quote auch für Sozialpartner und Ministerien

Von Clemens Neuhold

Politik

Die Wirtschaft sagt Njet zur flexiblen Frauenquote der Familienministerin.


Pünktlich zum Frauentag flammt die Debatte um die Frauenquote in Führungsetagen auf. Diesmal ist es ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin, die sich für eine Quote ausspricht. In Betrieben, an denen der Staat mehrheitlich beteiligt ist, gilt bereits eine Quote. Karmasin will sich auch die Privatwirtschaft vornehmen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist erfreut. Sie fordert gleichlautend mit der EU-Kommission seit geraumer Zeit eine fixe Quote von 40 Prozent in Aufsichtsräten bis 2020. Karmasin will allerdings eine Flexi-Quote je nach Branche. "In der Stahlbranche ist die Quote schwerer zu erfüllen als im Journalismus", sagt ihr Sprecher. Je nach Branche soll eine prozentuelle Steigerung über fünf Jahre vorgeschrieben werden.

Wirtschaftskammer will nicht Quotenwächter sein

Wird diese nicht erfüllt, könnte es auf Strafzahlungen hinauslaufen, die in frauenfördernde Maßnahmen fließen. Als Quotenwächter sollen die Sozialpartner auftreten. Doch die Wirtschaftskammer sagt Njet. Die Generalsekretärin der Wirtschaftskammer, Anna Maria Hochhauser, spricht von "Zwangsmaßnahmen", die " völlig ins Leere" gingen, solange den Frauen nicht alle Chancen für ihre Karriereplanung geboten werden. Die Industriellenvereinigung spricht von einem "falschen Weg". Österreichische Unternehmen seien es gewohnt, sich selbst Ziele zu setzen. "Da brauche es nicht immer Verordnungen der Regierung, egal ob sie ,Pflichtquote‘ oder ,Flexi-Quote‘ heißen", sagt Generalsekretär Christoph Neumayer.

Bundeskanzler Werner Faymann steht in der Quoten-Frage "voll hinter Heinisch-Hosek", heißt es aus dem Kanzleramt. Karmasins Parteichef, ÖVP-Vizekanzler Michael Spindelegger und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wollten sich am Freitag nicht dazu äußern.

Kaum Sektionschefinnen, kein weiblicher AK-Boss

Neue Nahrung bekamen die Quoten-Befürworter jüngst durch eine Studie der Arbeiterkammer Wien (AK). In 200 untersuchten Firmenaufsichtsräten lag die Zahl der Frauen bei konstant 14 Prozent, in der Geschäftsführung bei 5,6 Prozent. Die AK ist für eine fixe Quote. Fun Fact: Unter neun Präsidenten und Direktoren der Landeskammern sind null Frauen. Inklusive Bereichsleitern und Direktor-Stellvertretern herrsche allerdings bereits "halbe-halbe", betont die Arbeiterkammer Wien. Die Wirtschaftskammer hat zwei Präsidentinnen, zwei Spartenobfrauen und eine Generalsekretärin. Das Nein zur Quote gelte auch für den eigenen Bereich. Man tue aber ohne Quote schon sehr viel, so ein Sprecher.

"Ministerin Karmasin meint, dass wir auch bei den Sozialpartnern und in den Ministerien Quoten brauchen", sagt ihr Sprecher. Derzeit sind nur 20 Prozent der 70 Sektionschefs in den Ministerien Frauen. In Heinisch-Hoseks Ministerium ist nur einer von sieben weiblich. Dort verweist man auf das Ziel von 50 Prozent Frauenquote im öffentlichen Dienst, das durch Nachbesetzungspolitik erreicht werden soll. Das ist Karmasin zu wenig. Man könne nicht das Verteidigungsministerium und das Frauenministerium über einen kam scheren, deswegen sei die Flexi-Quote geeigneter.