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Der Cha Cha Cha in den Promi-Olymp

Von Kiana Fathi

Politik
Morteza Tavakoli tanzt mit Julia Burghardt um die Gunst des Publikums.
© ORF/Milenko Badzic

Morteza Tavakoli will anderen Schauspielern mit Migrationshintergrund den Weg in die Branche ebnen.


Wien. Hart ist das Training. Drei Stunden am Tag stellt sich Morteza Tavakoli vor den Spiegel. Übt diverse Schrittfolgen. Dazu Spannung. Haltung. Und Ausdauer. Seit knapp einem Monat ist der 32-jährige Schauspieler ein "Dancing Star.

Zum neunten Mal flimmert die Tanzshow über Österreichs Fernsehschirme. A-, B- und C-Prominenz wiegt sich hier zu Walzer, Tango und Cha Cha Cha. Wer hier auftritt, hat sich einen Platz im heimischen Promi-Olymp gesichert. "Es geht zwar ein bisschen in Richtung Reality Show, aber es ist für mich wirklich ein sehr sauberes Format. Und es gibt dir als Schauspieler und Performer eine gute Gelegenheit, dich zu präsentieren", erklärt Tavakoli seine Intention mitzumachen. Er kommt soeben vom Training mit seiner Tanzpartnerin Julia Burghardt. Entspannt sitzt der gebürtige Iraner in der Kantine des ORF und rührt in seinem Kaffee.

"Willst du das wirklich zu

100 Prozent machen?"

Hierzulande ist Tavakoli vielen als charmanter Softie Kemal Öztürk aus der Serie "Schnell ermittelt" bekannt. Andere kennen ihn als wütenden Halbstarken Rocco im gleichnamigen Film von Houchang Allahyari. Tavakoli kennt das Scheinwerferlicht nur zu gut. Schon als Kind stand er auf der Bühne. Nicht in Wien, sondern im Iran, der Heimat seiner Eltern. Mit fünf Jahren kam Tavakoli nach Österreich. Die Familie beschloss die Heimat zu verlassen, als der erste Golfkrieg mit dem Nachbarland Irak im vollen Gange war. Er erinnert sich noch gut an die Anfangszeit in Österreich. Wie er sich umgewöhnen musste, von dem großen Haus mit dem vielen Spielzeug an die kleine Wohnung in dem neuen Land, in der neuen Stadt, in dem er nicht die Sprache kannte. "Das war eine harte Zeit, aber meine Eltern haben das nie auf uns Kinder einwirken zu lassen. Sie haben uns immer das Gefühl gegeben: O.k., wir sind jetzt da, das ist unser Zuhause", erzählt Tavakoli.

Mit einem Lächeln auf den Lippen erzählt er von seinen Anfängen. Und am liebsten von seiner Leidenschaft. Bereits im Volksschulalter stand Tavakoli auf der Bühne. Seine erste große Theaterrolle hatte er im Alter von sechs Jahren. Durch seinen Onkel Massud Rahnama, ebenfalls einem Schauspieler, hat er seine Berufung gefunden - und seitdem alles darangesetzt, sich in der harten Branche durchzubeißen. "Mein Onkel hat mich zur Seite genommen und gefragt: ,Willst du das wirklich zu 100 Prozent machen?‘ Ich habe ihm geantwortet: ,Ja, warum?‘ Daraufhin sagte er: ,Du musst dich auch darauf vorbereiten, dass es sehr viele Tiefen oder Rückschläge geben kann‘", zitiert Tavakoli seinen Onkel heute. Viel hat er daran gesetzt, seinen Traum zu verwirklichen.

Bis nach New York ist er dafür geflogen. Stolz erzählt er über seine Schauspielausbildung am berühmten Lee Strasberg Institute in New York City, das auch von internationalen Größen wie Al Pacino oder Angelina Jolie besucht wurde. Während seiner Ausbildungszeit in New York hat der damals 22-jährige Tavakoli jedoch nicht ausschließlich die Zuckerseiten des Schauspielerdaseins durchlebt. "Das war die Zeit, als ich am meisten geformt wurde als Schauspieler. New York ist für mich immer noch die beste Stadt der Welt, aber es ist auch eine der härtesten Städte. Da musst du auch in diesen Wellen mitschwimmen, sonst gehst du unter", sagt er.

Eine Zeit lang pendelte der junge Schauspieler zwischen New York und Wien, bis er sich 2010 dazu entschloss, endgültig nach Wien zu ziehen. Der Grund: Er wollte sich am österreichischen Markt etablieren und als Schauspieler mit Migrationshintergrund anderen Kollegen mit ähnlichen Biografien den Weg ebnen. Angebote für "Klischeerollen" - ein Ausländer, der kaum Deutsch spricht - lehnt er generell ab: "Auch wenn dich die Leute anfangs als Exoten wahrnehmen, ist mir wichtig, dass das dann im Laufe des Films nicht mehr im Vordergrund steht", sagt er.

Manche Menschen picken sich nur negative Aspekte heraus

Tavakoli nicht nur als Perser, sondern auch als Österreicher: Den Ausdruck "Austroperser" findet er sehr passend, meint er schmunzelnd. Vor allem die persische Sprache und das persische Essen sind immer noch wichtiger Bestandteil seines Alltags.

Dass er sich integrieren müsse, wie es immer heißt, war für ihn nie ein Thema: "Ich habe nie bewusst darüber nachgedacht, dass ich jetzt etwas Bestimmtes machen muss. Das hat sich einfach ergeben", sagt er. "Es gibt leider trotzdem voreingenommene Menschen - wenn ein Mensch immer nur ein Bild von jemandem hat, das negativ auf ihn wirkt, pickt er sich auch nur diese negativen Aspekte heraus. Solchen Menschen muss man entgegentreten und mit ihnen kommunizieren, sodass sich ihr Bild ändert", meint er.

Dieser Tage beschäftigen ihn ganz andere Dinge. Ob er sich die Schritte für den Jive gemerkt hat, den er am Freitag auf das Parkett legen soll. Ein bisschen Aufregung ist immer dabei. So wie bei der ersten Show am 7. März. Damals hat er mit seiner Partnerin Cha Cha Cha getanzt. Bejubelt wurde er vom Publikum. Nicht so sehr von Jury. "Die Stimmung wurde nicht von euch, sondern von der Musik gemacht. Zu so einer Musik irgendetwas zu bieten ist nicht so schwer", kritisierte Balázs Ekker und gab dem Paar nur einen von zehn Punkten.

Zwei Wochen später konnte Morteza Tavakoli und Julia Burghardt den Juror offenbar doch überzeugen. Für ihren Tango rangen sie ihm ein "Tanz des Abends" ab. Und acht Punkte. Es soll nicht Tavakolis letzter Tanz gewesen sein. Am 16. Mai ist das Finale. Und der Austroperser plant, dabei zu sein.