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"Der Pisa-Test geht auch offline"

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Bifie wehrt sich gegen Vorwürfe: "Daten waren verschlüsselt."


Wien. Die Absage der Pisa- und Bildungsstandard-Tests durch Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek schlägt weiter hohe Wellen. Im Interview mit der "Wiener Zeitung" hatte der frühere Direktor des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie), Josef Lucyshyn, kritisiert, dass unverschlüsselte Daten zu Testzwecken vom Bifie weitergegeben wurden - und letztlich ungeschützt auf einem Server in Rumänien landeten. Gegenüber der "Wiener Zeitung" nahm am Freitag erstmals der aktuelle Bifie-Direktor Christian Wiesner zur Causa Stellung und wies die Vorwürfe zurück.

"Die Daten wurden dem Dienstleister sehr wohl verschlüsselt übermittelt", sagt Wiesner. Die Vertraulichkeit der Daten sei auch vertraglich geregelt worden. Zu den technischen Details des sogenannten Datenlecks verweist er auf eine frühere Stellungnahme des Geschäftsführers der damals vom Bifie beauftragten Firma Kapsch BusinessCom, Franz Sammernegg. Dieser spricht von einem "gezielten Angriff", bei dem ein Insider eine Schadsoftware eingespielt habe.

"Haben keine Angst vor schlechten Test-Ergebnissen"

Auch den Vorwurf Lucyshyns, der Pisa-Test werde nur verschoben, weil mit einem schlechten Abschneiden der österreichischen Schüler zu rechnen sei, lässt Wiesner nicht gelten: "Wir müssen uns nicht vor schlechten Ergebnissen fürchten. Schon der Pisa-Test im Jahr 2012 zeigte eine deutliche Verbesserung gegenüber 2009, und auch die Testung der nationalen Bildungsstandards in Mathematik und Englisch zeigten einen klaren Aufwärtstrend."

Im Unterrichtsministerium will man ebenfalls nichts von Angst vor schlechten Ergebnissen wissen. Der einzige Grund für die Absage der Schüler-Testungen seien Datenschutzbedenken. "Es wird keine Tests geben, bevor das Bifie nicht auf Herz und Nieren geprüft worden ist", erklärte eine Sprecherin von Ministerin Heinisch-Hosek am Freitag. Es gehe dabei nicht nur um technische Fragen, vielmehr sei auch die Schnittstelle Mensch-Technik problematisch. Daher werde die gesamte Organisationsstruktur des Bildungsforschungsinstituts überprüft.

Diese Überprüfung werde rund ein Jahr dauern. Bis Mai werde der TÜV Austria einen entsprechenden Masterplan vorlegen, so die Sprecherin.

Der österreichische Datenschutzrat hat in einem Brief das Vorgehen des Ministeriums übrigens ausdrücklich begrüßt. Nur der von den Grünen in das Gremium entsandte Datenschutz-Experte Andreas Krisch schert aus. "Aus technischer Sicht gibt es keine Gründe, die Testungen abzusagen", erklärte er am Freitag bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit dem grünen Bildungssprecher Harald Walser.

Die Testung und Auswertung könne man problemlos auch offline machen, so Krisch. Selbst die Auswertungsserver bräuchten keine Internet-Verbindung. Wenn laut Ministerium das Problem beim Bifie liege, dann könne auch die Statistik Austria oder das Bundesrechenzentrum oder eine andere Institution die Tests durchführen. "Österreich ist Europameister bei E-Government, da wäre es ja gelacht, wenn das nicht ginge", so Krisch.

Warum Pisa nicht, Zentralmatura schon?

Der grüne Abgeordnete Walser hat ebenfalls kein Verständnis für die Absage. Pisa werde in 74 Ländern problemlos durchgeführt, "sogar in Moldawien, Kirgisien und Kasachstan", und nirgends gebe es Probleme. Für Österreich wiege der Teststopp besonders schwer, weil es hierzulande noch zu wenige Daten für die Bildungsforschung gebe, so Walser.

Dass Heinisch-Hosek das Datenleck als kriminellen Akt bezeichnet und deshalb den Pisa-Test stoppt, versteht Walser nicht. Zumal man "eine hochsensible Angelegenheit wie die Zentralmatura" trotzdem durchführe. Für Walser ist klar, dass der Pisa-Stopp vor allem politische Gründe hat: "Die Ministerin will keine schlechten Botschaften und keine Transparenz in der Bildungspolitik."