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Erster Campus mit Neuer Mittelschule

Von Barbara Sorge

Politik

Bau des Bildungscampus am Hauptbahnhof geht in letzte Phase - im Herbst beginnen zehn Klassen mit dem Unterricht.


Wien. Noch sind es rund 150 bis 200 Arbeiter, die sich am neu entstehenden Bildungscampus am Hauptbahnhof tummeln. Doch schon im kommenden Herbst sollen mit dem Beginn des Schuljahres 2014/2015 am 1. September die ersten Kindergartenkinder, Schüler, Lehrer und Jugendarbeiter die Räume nutzen. "Auch wenn es jetzt nicht so aussieht: In wenigen Tagen ist die Farbe an der Wand, innerhalb von zwei Tagen ist die Decke gemacht", sagt Baustellenleiter Erik Palmisano. Jetzt stehen noch die letzten Boden- und Fliesenarbeiten sowie Installationstätigkeiten am Arbeitsplan. Der Feinschliff am Gebäude soll Ende Mai abgeschlossen sein, im Juni steht ein Probelauf der Haustechnik am Programm, dann kommen auch schon die ersten Möbel.

Die detaillierte Gestaltung des Außenbereichs erfolgt ab den nächsten Wochen. Derzeit wird der Bodenbelag des Sportplatzes fertiggestellt. Der mit einem Ballfangnetz ausgestattete Platz befindet sich über dem etwa 1300 Quadratmeter großen Turnsaal, bei dem gerade der Boden fertiggestellt wurde. Damit liegt der Bau im Zeitplan, auch die Kosten von 79 Millionen Euro werden eingehalten, wird versichert. Bei Fertigstellung umfasst der Bildungscampus Hauptbahnhof einen Kindergarten mit elf Gruppen, eine Volksschule mit 17 Klassen und als erster Campus-Standort eine Neue Mittelschule (NMS) mit 16 Klassen.

Von 0 bis 14

Erstmals werden hier Kinder und Jugendliche von 0 bis 14 Jahren unterrichtet werden. Die Räumlichkeiten sind auf einen ganztätigen Betrieb ausgerichtet. Über den Tag verteilt wechseln Lern- und Freizeitphasen - und anders als früher folgen auch die Klassenzimmer nicht mehr dem bekannten Raumkonzept mit an einem Gang aufgefädelten Räumen. Dadurch, dass die Fluchtmöglichkeiten durch Außenstiegen gegeben sind, konnten die Innenräume anders als bisherige Schulbauten gestaltet werden. Die Unterrichtsräume gruppieren sich in diesem Modell um zentrale "Marktplätze", die als Bewegungs-, Gruppenarbeits- und Aufenthaltsräume, als Räume für offene Unterrichtsformen (Lerninsel) sowie Versammlungsräume für alle genutzt werden können. In den Klassenzimmern wurden auch Nischen eingebaut, in denen sich die Schüler zurückziehen können.

Aller Voraussicht nach werden die Klassen der beiden Schulformen aufsteigend geführt. Nach derzeitigem Stand werden im Herbst fünf Volksschulklassen und fünf NMS-Klassen mit jeweils etwa 25 Schülern starten.

Jugendtreff eingebaut

Auch ein Jugendzentrum hat auf dem 20.000 Quadratmeter großen Bildungscampus Platz gefunden. Bei der Einrichtung des Treffs sollen Jugendliche aus dem alten und neuen Sonnwendviertel mitentscheiden dürfen, erzählt die zukünftige Leiterin des Jugendtreffs, Christiane Jaklitsch-Van Oudheusden. Und auch wenn der Treff erst im Herbst eröffnet wird, wollen die Jugendarbeiter schon den Sommer über im Grätzel unterwegs sein, um Jugendliche anzusprechen und sie zu fragen, ob sie mitmachen wollen. "Wir hoffen auch, dass wir die Möglichkeiten des Campus in den Abendstunden nutzen können", ergänzt Jaklitsch-Van Oudheusden. Dazu gäbe es bereits Gespräche mit der Campusleitung.

Auch wenn die Räume des Jugendtreffs im Keller liegen und wenig Tageslicht haben, sieht Selina Englmayer, Sprecherin des Vereins Wiener Jugendzentren, den Vorteil: "Die Lärmbelästigung für die Umgebung wird so relativ gering gehalten." Dass Jugendarbeit mit dem Bildungscampus mitgedacht wird und am Beginn der Besiedelung eines neuen Stadtteils statt findet, sei wichtig. So kann die Jugendarbeit die Aneignungsprozesse von Kindern und Jugendlichen in der Phase der Neubesiedelung unterstützen.

Gute Erfahrungen habe man diesbezüglich unter anderem schon am Nordbahnhof gemacht, wo am Gelände ebenfalls ein Jugendzentrum gebaut wurde. Obwohl es Tradition habe, dass Jugendzentren in Schulen untergebracht werden, ist es nun das erste Mal, dass ein Jugendtreff direkt im Bildungscampus mitgebaut wurde.

Vierter Standort

Der Campus am Hauptbahnhof ist insgesamt der vierte Bildungscampus nach den Standorten am Nordbahnhof, in Monte Laa (Favoriten) und im Donaufeld (Floridsdorf). In der Seestadt Aspern entsteht der fünfte Standort, vier weitere sind in Bauvorbereitung beziehungsweise Planung (Attemsgasse und Berresgasse in der Donaustadt, Eurogate in der Landstraße und ein weiterer Standort am Nordbahnhof).