Zum Hauptinhalt springen

Sparzwang bleibt

Von Brigitte Pechar

Politik

Lehrer zu den Ländern oder zum Bund? Expertin rät zu kreativen Lösungen beim Sparen.


Wien. Gespart muss werden, aber wo und wie? Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek hat von Finanzminister Michael Spindelegger die Vorgabe, für die Budgets 2014 und 2015 je rund 60 Millionen einzusparen. Bei einem Bildungsbudget von jährlich rund 8 Milliarden Euro kein allzu großer Betrag. Da aber nahezu 95 Prozent des Budgets in Personalkosten fließen, verkleinert sich der Spielraum, wenn man die Lehrer ausnimmt.

Ministerin Heinisch-Hosek will die 57 Millionen Euro so einsparen: Ein Drittel der Summe soll aus der Verwaltung kommen, der Rest durch größere Schülergruppen in einzelnen Fächern an AHS-Oberstufen und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) und weniger Zweitlehrer-Einsatz an den Neuen Mittelschulen (NMS). Dazu kommen Kürzungen bei Wahlpflichtfächer an den AHS-Oberstufen. Außerdem will der Bund 30 Millionen Euro pro Jahr lukrieren, indem die Länder ihm mehr Geld für Landeslehrer (Volks-, Haupt-, Sonderschule, NMS) bezahlen müssen, die sie über den Stellenplan hinaus anstellen.

Schulautonomie fördern, Kleinschulen schließen

Bildungsforscher allerdings monieren, dass man nicht unbedingt bei den Schülern sparen müsste, man könne auch kreative Lösungen suchen. So könnte alleine mehr Autonomie an den Schulen Kosten senken helfen. "Die Direktoren und Lehrer vor Ort wissen genau, wo und wie man die Mittel besser einsetzen kann", sagt etwa die Bildungsexpertin Christa
Koenne. Für bestimmte Übungen könnten unterschiedlich große Klassen mit unterschiedlich vielen Lehrern gebildet werden. Es komme darauf an, was gerade passiere. Beispiel: Einen Film ansehen könnten sich mehrere Klassen einer Schulstufe gemeinsam - dafür brauche es nicht vier oder fünf Lehrkräfte als Begleitung. Die nähere Bearbeitung des Filmstoffs könne dann wieder in kleineren Gruppen erfolgen.

Außerdem rät sie, endlich die Kleinstschulen zu schließen. "Unter einer bestimmten Größe hat eine Schule nicht das notwendige Potenzial, das gebraucht wird. Es gibt noch immer Schulen mit zwei bis drei Klassen. Optimal sind Schulen mit 20 Klassen", sagt Koenne. Allerdings ist auch die Schließung solcher Kleinstschulen Ländersache.

Niessl fordert: Lehrer sollen Ländersache sein

"Volle Unterstützung" erhielt Heinisch-Hosek am Donnerstag von SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder, dagegen ärgert er sich über die Angriffe auf sie. "Was mir in der Innenpolitik irrsinnig auf die Nerven geht: Der Finanzminister verordnet einen Sparkurs für Österreich, und die ÖVP-Lehrergewerkschaft trommelt gegen die Bildungsministerin." Stattdessen solle man gemeinsam erklären, dass das Bildungssystem stark sei und auch bleibe. "Nicht alles, was aus interessenpolitischer Propagandasicht getrommelt wird, ist wahr." Allerdings kommen die Abwehrreaktionen nicht nur von der Gewerkschaft, sondern auch von den Landeshauptmännern - und nicht nur von jenen der schwarzen Reichshälfte. So wiederholte Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl am Freitag, dass Schüler in kleineren Klassen besser gefördert werden könnten. Seiner Ansicht nach sollten die Länder die Verantwortung für alle Lehrer übernehmen - dadurch würde das System ohne Qualitätsverlust billiger.

Auch Schieder sieht in der Aufteilung der Lehrer in Bundes- und Landeslehrer einen Quell der ständigen Debatten. Er will aber eine Verländerung des Schulsystems verhindern. Vielmehr sollte der Bund ein stärkeres Controlling der Kosten für die Landeslehrer durchsetzen. Das führe zu einem Effizienzgewinn und bringe schon einen guten Teil des Einsparungsziels. Und er rät auch zu mehr Schulautonomie. Damit könne man außerdem mehr Qualität vor Ort sicherstellen. Und auch er rät den Ländern, Kleinstschulen zu schließen.

Gegenwind kommt für Heinisch-Hosek auch von SPÖ-Abgeordneten, allen voran Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann. "Ein Durchwinken des Budgets wird es mit mir nicht geben", sagt sie und erhält Schützenhilfe von ÖVP-Bildungssprecherin Brigitte Jank, die darauf hofft, dass mit dem Finanzminister noch verhandelt werden kann.