Wien. Eigentlich sollte er europawahlkämpfen und die Bürger von seinen christlich-fundamentalen Ideen zu überzeugen suchen. Stattdessen muss sich Ewald Stadler - EU-Mandatar, Ex-Mitglied von FPÖ und BZÖ und jetzt Spitzenkandidat der "Reformkonservativen" (Rekos) - mit einer sieben Jahre alten Geschichte herumärgern. Seit Dienstag steht der bald 53-Jährige in Wien wegen des Vorwurfs der versuchten schweren Nötigung und der falschen Beweisaussage vor Gericht. Stadler soll Ende 2006 FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit brisanten Fotos erpresst haben. Der Angeklagte weist die Vorwürfe zurück und sieht sich selbst als Opfer. Und zwar gleich doppelt: einerseits einer Intrige innerhalb der FPÖ, der er damals noch angehörte, andererseits eines Rachefeldzugs von Oberstaatsanwalt Werner Pleischl.

Dieser sinne auf Revanche, weil er ihn im Justiz-Untersuchungsausschuss "auf die Finger geklopft" habe", so Stadler. Außerdem gehöre Pleischl ebenso "zur roten Reichshälfte", wie Staatsanwältin Stefanie Schön, die die Anklage vertritt. Auch das Gericht sieht Stadler als befangen an. Mit seinem Wunsch auf Verlegung des Prozesses und einem Befangenheitsantrag kam er jedoch nicht durch.

Streit ums Geld

Stadler wird vorgeworfen, Strache am 22. Dezember 2006 mit Fotos, die den FPÖ-Chef als jungen Mann bei sogenannten Wehrsportübungen zeigen, unter Druck gesetzt zu haben. Hintergrund der Geschichte sind massive finanzielle Probleme, vor denen die FPÖ nach der Abspaltung des BZÖ 2005 stand. Schließlich wollte die Partei die Freiheitliche Akademie, der Stadler vorstand, "als Cashcow zu nehmen", so der Angeklagte. Die Partei habe ein Darlehen von 500.000 Euro verlangt, doch das sei inakzeptabel weil illegal gewesen, so Stadler.

Die FPÖ gründete daraufhin kurzerhand das Freiheitliche Bildungsinstitut (FBI), das künftig die Förderungen bekommen sollte. Laut Anklage soll Stadler daraufhin Strache mit der Veröffentlichung von Fotos gedroht haben, sollte nicht die Akademie wieder als Förderungsempfänger angegeben werden. Stadler weist das zurück. Als er am 19. Dezember 2006 von der Gründung des FBI erfahren habe, sei es ohnehin zu spät gewesen, noch etwas zu ändern. Außerdem will er die Fotos erst später bekommen haben - von wem verrät er nicht. Der Informant "wäre wirtschaftlich vernichtet, wenn das herauskommt".