Aus Stadlers Sicht ging es in der Foto-Affäre um Machtfragen, nicht um die Akademie. "Man wollte mich loswerden." Der FPÖ-Chef habe befürchtet, er plane mit den Fotos einen Umsturz in der Partei. Stadler nennt das "die Paranoia des Strache". Dabei war er selber in der Partei damals eher in einer Randposition. Ob seiner tiefen Religiosität habe man ihn "Kuttenbrunzer, Kerzerlschlucker und ‚Bruder Ewald‘" genannt.

Aus Angst, dass die Bilder der Partei massiv schaden könnten, habe er sie am 27. Dezember an Hilmar Kabas geschickt, in der Hoffnung, dass dieser die Sache aufklärt. Kabas habe ihn aber zu beruhigen versucht, dass es sich nur um ein "harmloses Gotcha-Spiel" (ein anderer Name für Paintball, Anm.) handle. "Aber ich sehe auf den Fotos keine einzige Waffe, mit der man Gotcha spielt. Nur einen Haufen Rechtsextremisten", so Stadler vor Gericht.

Mitte Jänner preschte Strache dann selbst vor, nachdem die Sache ruchbar wurde, und ging in die ZiB2 - allerdings mit manipulierten Fotos, sagt Stadler. So wurden Personen weggeschnitten.

Ein Buch bringt die Wende

Der Vorwurf der Nötigung stand laut Stadler damals jedenfalls nicht im Raum. Ende Jänner habe man die Sache intern ausgeräumt - und die Versöhnung medienwirksam inszeniert. Im März trat Stadler dann aus der FPÖ aus. Nun kam - in einem internen Untersuchungsbericht der Blauen, erstellt übrigens ausgerechnet von Kabas - der Vorwurf der "glatten kriminellen Nötigung" auf. Es ging dabei allerdings nicht um die Akademie. Vielmehr habe Stadler Strache zum Rücktritt zwingen wollen.

Die Sache mit der Akademie kam erst mit einem Buch über Strache (Nina Horaczek und Claudia Reiterer: "HC Strache: Sein Aufstieg, seine Hintermänner, seine Feinde") aus dem Jahr 2009 auf. Hier hätten die Freiheitlichen plötzlich die Mär von der Parteiakademie erfunden: "Die FPÖ ist meisterhaft im Produzieren von Geschichteln."

Dass die Sache allerdings gerichtsanhängig wird, habe die FPÖ sicher nicht gewollt, sagt Stadler, schließlich könne auch den Freiheitlichen nicht daran gelegen sein, dass die Causa wieder aufkocht. Vielmehr macht Stadler den "rachsüchtigen" Oberstaatsanwalt Pleischl dafür verantwortlich. Dieser habe die Staatsanwaltschaft angewiesen, aufgrund des Buches zu ermitteln.

Heute, Mittwoch, wird der Prozess fortgeführt. Geladen ist unter anderem Hilmar Kabas.