Wien. Die ÖVP und katholische Verbände laufen Sturm. Die Pastafaris - eine Satire-Religion, in der ein fliegendes Spaghettimonster verehrt wird - haben beim Kultusamt die Eintragung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft beantragt. Klerikale reagieren fassungslos: Neos-Mandatar Niko Alm und seine Pastafaris würden Religionen "ins Lächerliche ziehen", von "Respektlosigkeit und spöttischem Zynismus" und einer Verhöhnung des Staates war die Rede, andere Weltanschauungen würden "mit Füßen getreten".

Sie folgen dem Spaghettimonster - wie im Bild russische Pastafaris mit dem für die Satire-Religion typischen Nudelsieb auf dem Kopf -, doch genügt das, um als Religionsgemeinschaft durchzugehen? - © corbis
Sie folgen dem Spaghettimonster - wie im Bild russische Pastafaris mit dem für die Satire-Religion typischen Nudelsieb auf dem Kopf -, doch genügt das, um als Religionsgemeinschaft durchzugehen? - © corbis

Dass sich Katholiken durch den Pastafarismus verhöhnt fühlen, ist verständlich, schließlich ist der Glaube an das fliegende Spaghettimonster genau darauf aus. 2005 wurde er vom US-Amerikaner Bobby Handerson als Reaktion darauf gegründet, dass an manchen Schulen in Kansas nicht mehr nur die Evolutionstheorie, sondern auch der Kreationismus unterrichtet werden sollte. Wenn das geschehe, müsse auch seine Glaubenslehre vom fliegenden Spaghettimonster unterrichtet werden, schrieb er damals an die Schulbehörden von Kansas.

Im Pastafarismus wurde die Welt von eben diesem fliegenden Spaghettimonster erschaffen. Um die Menschen zu verwirren, hat dieses aber auch die Idee der Evolution verbreitet. Piraten werden als die ursprünglichen Pastafaris verehrt. Weil ihre Bestände aber massiv zurückgegangen sind, kommt es zu Naturkatastrophen und globaler Erwärmung. Nach dem Tod erwarten den Pastafari im Himmel ein Biervulkan und eine Stripperinnen-Fabrik.

Laut eigenen Angaben gibt es weltweit mehr als 10 Millionen Pastafaris - im Vergleich: Das Judentum kommt weltweit auf geschätzte 13 bis 15 Millionen Gläubige. In Österreich bekennen sich laut ihrem Anführer, dem "Obersten Maccherone" Philip Sager, 450 Personen zum fliegenden Spaghettimonster. Das sind deutlich mehr als die erforderlichen 300, die es für eine Registrierung als Bekenntnisgemeinschaft braucht. Trotzdem stehen die Chancen auf Anerkennung nicht besonders gut.

Umfasst eine religiöse Gemeinschaft mehr als zwei Promille der Bevölkerung, also rund 17.000 Mitglieder, kann sie sich als Kirche oder Religionsgesellschaft anerkennen lassen und kommt damit in den Genuss bestimmter Rechte, etwa entsprechenden Religionsunterricht an öffentlichen Schulen (siehe Wissenskasten). Das betrifft derzeit 14 Gruppen. Weil es aber auch eine Reihe von Gruppen gibt, die viel zu klein sind, um die Anerkennung beantragen zu können - etwa weil eine bestimmte Volksgruppe, die überwiegend diesem Glauben anhängt, nur in sehr kleiner Zahl in Österreich lebt -, gibt es seit 1998 die Möglichkeit der eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft.

Endlich nicht mehr
"ohne Bekenntnis"

Als solche hat man nicht die Privilegien - im Kultusamt spricht man lieber von Rechtsfolgen - einer anerkannten Kirche. Doch man hat eine eigene Rechtsstellung und steht rechtlich nicht mehr auf einer Stufe mit einem Blumen- oder Bienenzüchterverein. Als religiöse Bekenntnisgemeinschaft kann man zudem den Antrag auf Anerkennung als Kirche stellen.

Einer der wichtigsten Aspekte der Eintragung ist aber der, dass man als Mitglied einer eingetragenen Bekenntnisgemeinschaft im staatsrechtlichen Sinn nicht mehr "ohne Bekenntnis" ist. Es war für viele Gläubige oft schmerzhaft, wenn etwa im Zeugnis "o. B." stand.

Der Staat hat durchaus auch selbst ein Interesse daran, dass die Glaubensgemeinschaften verwaltet sind - und er einen konkreten Ansprechpartner hat.

Die Pastafaris haben nun also auch den Antrag auf Eintragung als Bekenntnisgemeinschaft gestellt. Dieser wird geprüft wie jeder andere, heißt es aus dem Kultusamt, das seit neuestem nicht mehr im Bildungsministerium, sondern im Bundeskanzleramt angesiedelt ist.

Zur Anerkennung als Bekenntnisgemeinschaft müssen die Statuten eingereicht und mindestens 300 Mitglieder genannt werden. Die Statuten haben etwa die Religionslehre zu beinhalten, die sich von anderen Religionen unterscheiden muss - was bei den Pastafaris nicht schwer sein dürfte.

Wenn alle formellen Kriterien erfüllt sind, folgt eine inhaltliche Prüfung. Dazu will man sich im Kultusamt gegenüber der "Wiener Zeitung" allerdings nicht äußern, um nicht den Anschein einer vorweggenommenen Entscheidung zu erwecken. Laut dem Leiter des Instituts für Religionsrecht an der Uni Wien, Richard Potz, hat der Antrag der Pastafaris aber nicht "den Funken einer Chance", wie er der "Presse" sagte. Einer religionswissenschaftlichen Prüfung würde der Spaghettimonsterismus nämlich nicht standhalten.

Die schwierige Frage, was eine Religion überhaupt ausmacht

Ganz so einfach ist das freilich nicht. Denn die Frage, was eine Religion ausmacht, "ist in der Religionswissenschaft notorisch nicht gelöst", sagt Hans Hödl vom Institut für Religionswissenschaft an der Uni Wien zur "Wiener Zeitung". Nimmt man einen rein funktionalistischen Religionsbegriff her, wonach Religion bestimmte Funktionen erfüllt - etwa dazu dient, über Transzendenzbezug negative Erfahrungen zu verarbeiten -, könnte Pastafarismus sogar eine Religion sein.