Wien. Mit einer Mahnwache des Bundesheeres am Äußeren Burgtor vor der Krypta haben Donnerstagfrüh die Gedenkveranstaltungen zum 69. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom NS-Regime begonnen. Verteidigungsminister Gerald Klug erklärte, das Bundesheer leiste damit einen aktiven Beitrag zum Gedenken an die Opfer der von den Nazis verübten Gräuel.

Klug sieht in der Mahnwache auch ein bewusstes politisches Signal an rechte Gruppierungen und Burschenschafter. Vor der ihm Vorjahr erstmals abgehaltenen Mahnwache hatten diese auf dem Heldenplatz ihr "Totengedenken" abgehalten. Die Burschenschafter hätten versucht diesen Tag umzudeuten im Sinne einer Niederlage. Es sei wichtig klar zu signalisieren, dass für eine solche Geschichtsumdeutung kein Platz ist, betonte Klug vor Journalisten.

Der Verteidigungsminister hat sich "fest vorgenommen", dass diese Mahnwache des Bundesheeres nun jährlich stattfinden soll. "So lange ich die politische Verantwortung trage, wird es die Mahnwache auch in Zukunft geben."

Klug kann sich auch vorstellen, den 8. Mai zu einem Feiertag zu machen, wie das zuletzt die Hochschülerschaft gefordert habe. "Ich schließe das nicht aus", sagte er. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass es wichtig sei, der Opfer zu gedenken und die Geschichte ins Bewusstsein zu rücken.

Autoritäre Führungsstrukturen

Zu der am Mittwoch präsentierten Umfrage, wonach sich 29 Prozent nach einem "starken Führer" sehnen, verwies Klug darauf, dass autoritäre Führungsstrukturen viel Leid und Elend gebracht haben. Millionen von Menschen seien ermordet, Länder in Schutt und Asche gelegt worden. Deshalb müsse die Demokratie "gehegt und gepflegt" werden. Der Politik komme da eine wichtige Rolle zu, er sei aber nicht sicher, ob sich wirklich alle Politiker dessen bewusst seien, meinte der Verteidigungsminister mit Blick auf manche Wahlkämpfe.

Neben dem Gedenken an die Opfer hat der 8. Mai für Klug aber auch das zweite Gesicht der Befreiung vom Nationalsozialismus. In diesem Zusammenhang verwies er auf das "Fest der Freude", bei dem am Abend die Wiener Symphoniker ein Gratis-Konzert geben. Veranstalter der Feier sind das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und dem Verein Gedenkdienst. Festreden werden u.a. von Bundeskanzler Werner Faymann und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer erwartet. Bereits am Nachmittag laden Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger zu einem Staatsakt ins Bundeskanzleramt. Der Künstler Arik Brauer wird eine dabei Rede halten.

IKG warnt vor populistischen Parteien

Die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) warnt anlässlich des Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges vor populistischen Parteien in ganz Europa. Politik und Zivilgesellschaft seien gefordert, antisemitischer und rassistischer Hetze "keinen Fußbreit Boden zu überlassen" und wenn nötig auch dagegen juristisch vorzugehen, mahnte IKG-Präsident Oskar Deutsch am Donnerstag in eine Aussendung.

"In vielen Ländern Europas, Österreich nicht ausgenommen, versuchen populistische Parteien die schwierige wirtschaftliche Lage auszunützen, um zu komplexen Problemen scheinbar triviale Antworten zu geben und Sündenböcke zu suchen", mahnte Deutsch wörtlich. Der IKG-Präsident erinnerte daran, "dass faschistische Parteien im Parlament des Nachbarlandes Ungarn und in Griechenland vertreten sind". Das heutige Europa habe aus seiner Vergangenheit nur "bedingt" gelernt.