Der verhinderte FPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Andreas Mölzer, im Gespräch.
"Wiener Zeitung": Wie sehen Sie die Chancen auf eine EU-Allianz der rechtspopulistischen Parteien?Andreas Mölzer: Es schaut gut aus. Alleine die Franzosen dürften 20 von 25 nötigen Mandaten erreichen. Was aber klar ist: Durch die Stärke des Front National (FN) wird die Fraktion so frankozentrisch dominiert, dass keine Partei auch nur annähernd ein Gegengewicht bilden kann.
Ein Problem für die FPÖ?
Nein, man muss froh sein, wenn eine Partei so stark ist in Europa wie der Front National.
Was verbindet die Parteien?
Die Parteien sind identitär, islamkritisch, brüsselkritisch.
Was trennt die Parteien?
Der FN ist etatistisch-zentralistisch, die Lega Nord regionalistisch, der Vlaams Belang separatistisch. Der FN hat eine andere Einstellung zur Atomkraft als die FPÖ. Es kommt auf den Minimalkonsens an.
Bisher scheiterte die Rechts-Allianz an historischen Gegensätzen.
Das sind scheinbare Widersprüche. Früher haben diese zu Weltkriegen geführt, heute herrscht ein amikales Verhältnis zwischen Patrioten dieser Völker und den identitären Parteien.
Was meinen Sie eigentlich mit ‚identitär‘? Dabei denkt man an den Wiener Aufmarsch Rechtsradikaler, genannt die "Identitären".
Diesen Begriff gibt es seit 40 Jahren. Es geht um nationale, kulturelle und sprachliche Identität. Diese neue Gruppe hat nur am Rande damit zu tun und sich den Begriff bestenfalls entlehnt.
Was kann die EAF erreichen?
Mit der EAF werden EU-Kritiker dann in drei Fraktionen vertreten sein. An dieser kritischen Masse kann der Rat nicht vorbei. Dadurch wird die EU-Politik dezentraler. Merkel wird mit Verweis auf diese Gruppe sagen, sie sei dazu gezwungen.
Man hört aus der FPÖ, die Schwedendemokraten forderten für die Teilnahme der FPÖ an der Allianz Ihren Rückzug.
Ersparen Sie mir die Intrigen. Kontakte der FPÖ zu den Schwedendemokraten haben ich und meine Mitarbeiter aufgerissen.
Haben Sie keine erbosten Anrufe vom Front National bekommen nach ihrem Sager, das Dritte Reich sei liberaler als die EU gewesen?
Meine Freunde im Front National hätten das gar nicht wahrgenommen. Das haben Medien bewusst nach Frankreich gespielt.
Sehen Sie die ungarische Jobbik oder die Goldene Morgenröte in Griechenland in der EAF?
Nein. Die Grenzen sind klar gezogen. Dort, wo Parteien vom Image her im Geruch stehen, gewaltbereit zu sein, kann man nicht zusammenarbeiten. Ob es immer stimmt, ist eine andere Geschichte. Aber die Bilder sind vorhanden.
Sollen Volksabstimmungen über den Verbleib in der EU ein Programmpunkt der Fraktion sein?
Wir fahren seit Jahren die Renationalisierungsschiene. Strache tendiert jetzt dazu, den EU-Vertrag neu auszuverhandeln und darüber abzustimmen.
Sie sagen wir . . .
Ich bin ja nach wie vor einfaches Mitglied der FPÖ.
Der Partei gar nicht gram?
Nein, ich bin ihr in 40 Jahren nie gram gewesen. Ich wusste immer genau, was ich zu erwarten habe. Ich sehe das sehr nüchtern. Ich war 10 Jahre in Brüssel und bin alt genug, um nun etwas anderes zu machen.