
Nein, das Bild vom trägen Beamten ist hier wirklich fehl am Platz. "Viele Lehrer kommen von weit her, um hier unterrichten zu können. Es würde keiner freiwillig gehen, denn wir haben ein sehr gutes Arbeitsklima", sagt die Direktorin stolz. Dabei fühlen sich viele Pädagogen ausgepowert. "Burn-out ist kein Modewort", bringt es ein Lehrer auf den Punkt. Die hohe Arbeitsbelastung sei vor allem durch die großen Klassen bedingt, aber auch durch die gesamtgesellschaftliche Situation, so Karl Pleyl: "Die Ausgangslage hat sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert."
"Schüler sind die Ersten, die Wirtschaftsstress spüren"
Die Schüler sind die Ersten, die den gestiegenen Wirtschaftsstress zu Hause und in der Schule zu spüren bekommen. Gleichzeitig sind immer mehr Schüler in weiterbildenden Schulen. "Wir Lehrer müssen den Spagat hinkriegen."
Und sie müssen für die Schüler da sein, wo das Elternhaus es oft nicht kann. "Unsere Lehrer merken, wenn es uns schlecht geht, und sprechen uns darauf an. Meine Eltern schicken mich zu Hause nur auf mein Zimmer und sagen, ich soll Ruhe geben, wenn ich es mal nicht packe", erzählt eine Schülerin. "Wir haben Leute mit einem immensen Rucksack an Problemen. Das reicht von Problemen wie Arbeitslosigkeit der Eltern bis hin zu Traumatisierungen nach Flucht aus dem jeweiligen Heimatland", sagt Karl Pleyl. "Wenn man uns nur ließe, könnten wir das auffangen."
Vor allem wenn die Lehrer und Schüler über ihr Theaterprojekt sprechen, glänzen die Augen, es wird gelacht und die Stimmung hebt sich. Die aus Afghanistan stammende Schülerin Murwareed Siddiqi erzählt: "Wir waren wie eine Familie. Wenn das Theater ausfiel, waren einige richtig beleidigt. Theater verbindet einfach. Und es kommen Talente zum Vorschein, die man nicht erwartet hätte. Ein Mädchen, das vorher eher schüchtern und unauffällig war, hat uns alle mit ihrer Stimme umgehauen." Und ihre Mitschülerin Mona Azz sagt: "Beim Theater geht es endlich einmal nicht, wie zum Beispiel im intensiven BWL-Unterricht, um Leistung, sondern darum, sich kreativ auszuleben. Das entspannt die Seele."