Zum Hauptinhalt springen

Ausgeben und Einsparen

Von Bettina Figl

Politik

Schulbeginn und viele Neuerungen: "Förderung 2.0", Zentralmatura, NMS-Ausbau trotz Einsparungen.


Wien. Der Schulbeginn steht vor der Tür und bringt einige Neuerungen mit sich: Die Stadt Wien will im kommenden Schuljahr schwache Schüler zusätzlich fördern. Beim außerschulischen Projekt "Förderung 2.0" machen ab Herbst die Wiener Volksschulen den Anfang. Im Sommersemester 2015 - also kurz vor den Wahlen in Wien - folgen die Neuen Mittelschulen, Hauptschulen sowie die AHS-Unterstufe, Kostenpunkt: 20 Millionen Euro pro Jahr.

Wer gefördert wird, entscheiden Lehrer und Eltern

In den Volksschulen soll es pro Klasse in der Regel zwei Stunden zusätzlich pro Woche geben, der Schwerpunkt liegt auf Lesen, Schreiben, Rechnen sowie auf Deutsch als Zweitsprache. Außerdem hilft die Lehrerin bei Bedarf bei den Hausaufgaben. Die Volksschuldirektoren, die Ende dieser Woche im Detail über das Projekt informiert wurden, sind dem Projekt durchwegs positiv gesinnt. Unterrichten sollen die bereits an der Schule tätigen Lehrer, jedoch die Klassenlehrer nicht die Schüler ihrer eigenen Klasse. Sollten diese ihre Lehrverpflichtung nicht mehr aufstocken können, werden zusätzliche Lehrer geholt.

Auf die Lehrer kommt also mehr Arbeit zu, doch dass diese bezahlt wird und der bisherige Förderunterricht erhalten bleibt, ließ sie aufatmen. Und auch dass es Kleingruppen von fünf bis 12 Schülern sein werden, kommt bei den Lehrern gut an. Endgültig ins Boot geholt haben dürfte die Lehrerschaft aber, dass die Schulen in der Gestaltung frei sind: "Die Lehrer haben sehr viel Mitspracherecht", heißt es aus dem Büro von Stadtrat Christian Oxonitsch.

Die Schulen entscheiden autonom, ob die Stunden geblockt, einzeln oder klassenübergreifend abgehalten werden und welche Schüler in den Genuss der "Gratis-Nachhilfe" kommen. Und auch die Eltern dürfen mitreden: Die Teilnahme am Förderunterricht ist freiwillig und bedingt das Einverständnis der Eltern. Auch sie können vorschlagen, dass ihre Kinder zusätzlich unterstützt werden sollen. Es handle sich aber nicht um "Gratis-Nachhilfe" für Kinder, die in einem Fach ein "Gut" haben und lieber ein "Sehr Gut" hätten, um in die AHS zu kommen, betont eine Direktorin im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Die Förderstunden finden entweder um 12 Uhr direkt nach dem regulären Unterricht oder nach einer ein- bis zweistündigen Mittagspause am Nachmittag in der Volksschule des Kindes statt. Prinzipiell sind sie für Kinder mit sehr schwachen Leistungen gedacht oder für jene, bei denen eine Klassenwiederholung oder der Unterricht nach Sonderschullehrplan im Raum steht. Auch wenn Hausaufgaben nicht erledigt werden oder sich ein starker Leistungsabfall bemerkbar macht, soll ihnen die "Förderung 2.0" zuteil werden - die "Förderung 1.0" erfolgt am Vormittag für alle Kinder.

Heinisch-Hosek will beiden Landeslehrern sparen

Ab 2015 wird diese Art der Förderung auf die Neuen Mittelschulen (NMS), Hauptschulen und die AHS-Unterstufe ausgeweitet: An diesen Schulen wird auf Personal der Volkshochschulen ausgewichen, auch bei den Räumen wird man sich externe Lösungen überlegen müssen. Weniger Mittel für Bildung gibt es im kommenden Schuljahr auf Bundesebene: 2015 muss Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek laut Vorgaben des Finanzministeriums 60 Millionen Euro einsparen. Wie das gelingen soll, muss die Ministerin bis Jahresende vorlegen.

Heuer hat das Ministerium den Großteil der Einsparungen (50 Millionen Euro) durch die Verwendung von Geldern erreicht, die die Länder für den Ausbau der Ganztagsschule nicht abgeholt haben, der Rest kam aus der Verwaltung. Für 2015 hatte Heinisch-Hosek bereits Sparpläne, sie hat diese aber wieder über Bord werden müssen: 30 Millionen Euro wollte sie einnehmen, indem die Länder mehr für Landeslehrer bezahlen, die sie über den mit dem Bund vereinbarten Stellenplan einstellen. Doch diese - bereits erlassene - Verordnung wurde nach Protesten der Länder zurückgezogen. Nun verhandelt Heinisch-Hosek neuerlich mit den Ländern. "Bildung ist eine gemeinsame Verantwortung, und auch die Frage, wo wir noch Effizienzen heben können, ist gemeinsam zu klären", heißt es dazu aus dem Bildungsministerium.

Die NMS wird unterdessen wie geplant weiter ausgebaut. Mit dem neuen Schuljahr gibt es im Burgenland, Kärnten, Tirol und Niederösterreich keine Hauptschulen mehr, sie alle wurden bereits in NMS umgewandelt. Im Februar 2015 soll die Evaluierung der NMS vorliegen, ihre stufenweise Einführung soll mit dem Schuljahr 2016/17 abgeschlossen sein. Ebenfalls neu ist die Zentralmatura: 2015 werden vom 5. bis 13. Mai erstmals alle Gymnasiasten am selben Tag idente Klausuren schreiben. Bei der Generalprobe hatte es Pannen wie fehlende Aufgabenhefte oder im Nachhinein geänderte Notenschlüssel gegeben, die zu einem Köpferollen an der Spitze des zuständigen Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) geführt hatten. Für 2015 hat Heinisch-Hosek eine Reform des Bifie angekündigt.