Wien. (sbl) "Natürlich wollen nicht alle Minderheiten in einen Topf geworfen werden", sagt der Fairversity-Initiator Manuel Bräuhofer. Er selbst sei als Angehöriger zweier Minderheiten gleich doppelt betroffen. Eine Karrieremesse auszurichten, die sich nur an eine Gruppe richtet, sei aber auch nicht sinnvoll. Ein Beispiel ist die Berliner "Sticks and Stones"-Messe, die nur Schwule und Lesben ansprechen soll. "Für jede kleine Splittergruppe Mini-Events zu veranstalten, funktioniert vielleicht in den USA oder in Deutschland. In Österreich haben wir aber kleine Netzwerke. Jeder kennt jeden. Uns geht es deshalb um einen integrativen Ansatz und eine Messe, bei der sich jede und jeder willkommen fühlt." Außerdem richten sich viele andere Karrieremessen gezielt an Uni-Absolventen. "Aber auch bei benachteiligten Personen, wie älteren Menschen oder Frauen, schlummert viel Potenzial."

Von der Kammer ins Rathaus

Die Karrieremesse Fairversity findet in diesem Jahr schon zum zweiten Mal statt. "Letztes Jahr waren wir mit 1500 Besucherinnen und Besuchern sehr gut besucht", so der Veranstalter. 2013 hatte die Messe noch in den Räumen der Wirtschaftskammer stattgefunden. Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr habe sich Integrations-und Frauenstadträtin Sandra Frauenberger an ihn gewendet und gesagt, es sei ihr ein "Herzenswunsch", die Diversity-Karrieremesse im Wiener Rathaus stattfinden zu lassen.

Die Messe soll ein barrierefreier Treffpunkt sein für Arbeitsuchende und Arbeitgeber. Neben Arbeitgebern aus der freien Wirtschaft wie Banken und Automobilfirmen sind auch das Bundesheer oder die Post vertreten. Beim parallel stattfindenden "Wissens-Forum" gibt es Vorträge zum Thema "Diversity und Karriere". Unter anderem sprechen die Wissenschaftlerin Kira Marrs über Karriere-Chancen für Frauen und der Whatchado-Geschäftsführer Ali Mahlodji zum Thema "Jede Lebensgeschichte zählt: Vom Flüchtling über 40 Jobs zum EU-Jugendbotschafter".

Die Vorträge und Workshops seien schon im letzten Jahr ein idealer Treffpunkt für Arbeitsuchende und Firmen gewesen: "Da entstehen Geschäftsbeziehungen", sagt der Veranstalter.

Speed Dating für die Karriere

Außerdem bietet die Messe noch ein sogenanntes VIP Business Speed Dating an, bei dem sich Jobsuchende mit ihren potenziellen Chefs unterhalten oder auch den ein oder anderen Rat einholen können. In eineinhalb Stunden lernt man dort mindestens 10 Menschen kennen, zum Beispiel den bosnischen Polizisten Mladen Mijatovic, die Grünen-Abgeordnete Alev Korun oder die Regisseurin Asli Kislal. Außerdem natürlich Wirtschaftsvertreter und vor allem auch Wirtschaftsvertreterinnen aus verschiedenen Branchen. "Immer mehr Jobsuchende wünschen sich gezielte Angebote und das Gefühl, in einem Unternehmen willkommen zu sein", erklärt Bräuhofer. "Das ist nicht zu verwechseln mit einem Extrawürstl. Es geht auch nicht um Parallelgesellschaften, sondern um gegenseitige Anerkennung und Respekt. Deshalb müssen wir das Anders-Sein auch thematisieren."

Die Fairversity sei die "erste und einzige Diversity-Karrieremesse im deutschsprachigen Raum, sagt Bräuhofer stolz. Seine schönste Erinnerung an die Messe im letzten Jahr sei der Moment gewesen, als ihm eine junge Frau um den Hals gefallen sei und sich bedankte. Durch die Messe habe sie endlich einen Arbeitgeber gefunden.