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"Stehenbleiben heißt zurückfallen"

Von Bettina Figl

Politik

Für Mitterlehner ist das Abrutschen beim Times-Ranking "unerfreulich", die Uniko wiederholt Forderung nach zusätzlicher Uni-Milliarde.


Wien. "Wenn wir vorne dabei sein wollen, müssen wir uns so verhalten wie andere Länder auch", sagt Heinrich Schmidinger, Chef der Universitätenkonferenz (uniko). Er reagiert damit auf die Ergebnisse des am Mittwoch veröffentlichten Times Higher Education Rankings. In diesem ist die Uni Wien das dritte Jahr in Folge zurückgefallen, sie findet sich nun am Ende der Top 200.

Bei 20.000 Hochschulen weltweit seien die Top 200 nach wie vor das beste Prozent, plädierte Schmidinger am Donnerstag vor Journalisten dafür, "die Kirche im Dorf zu lassen. Doch das Betreuungsverhältnis an den heimischen Universitäten, wo viele Studierende auf wenige Professoren kommen, sei 'nicht herzeigbar'".

Das schlechte Betreuungsverhältnis ist für Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner einer der Gründe für das schlechte Abschneiden Österreichs. Auch dass mehr Universitäten in dem Gesamtwettbewerb konkurrieren und die MedUni Wien nicht ins Ranking miteinbezogen wurde, habe dazu beigetragen. Insgesamt bezeichnete Mitterlehner das Ergebnis im Ö1-Mittagsjournal als "von der Tendenz her unerfreulich".

Status Quo oder Milliarde
Schmidinger hat unterdessen seine Forderung nach einer zusätzlichen Uni-Milliarde für die Leistungsperiode 2016 bis 2018 wiederholt. Mit den von Mitterlehner angekündigten 615 Millionen Euro könne man zwar den Status Quo absichern, aber Österreich würde gegenüber Ländern wie Deutschland und der Schweiz zurückfallen. Doch angesichts der angespannten Finanzlage will er realistisch bleiben und betont, dass die Budgets der Hochschulen in Österreich in den vergangenen Jahren natürlich gestiegen seien.

"Aber wenn man sich ansieht, welche Unis regelmäßig auf den ersten Plätzen zu finden sind, dann sind das Länder, wo für Wissenschaft und Forschung mehr Geld aufgewendet wird als bei uns." Jede Elite-Uni in den USA verfüge über so viel Geld wie alle österreichischen Unis zusammen. Beim am Mittwoch veröffentlichten Times-Ranking war mit der Uni Wien nicht nur die beste Hochschule des Landes abgerutscht: Die Uni Linz flog aus den Top 400, alle anderen Unis stagnierten.

Konkret brauche es die Uni-Milliarde dringend, um Betreuungsverhältnisse in Studienfächern wie Psychologie oder Kommunikationswissenschaft zu verbessern, so Schmidinger, und verweist auf die damit verbundenen Kosten: eine Professur kostet 370.000 Euro, eine Doktorandenstelle 50.000 Euro, eine Veröffentlichung eines Artikels in einem wissenschaftlichen Magazins 1700 Euro.