"Wiener Zeitung": Heute wird das Ende der Glücksspielautomaten in Wien besiegelt. Schmeißt die "Sektion 8" eine Party?

Niki Kowall vor einer verglasten Automatenkabine. Ab 1. 1. 2015 muss diese - auch auf sein Betreiben hin - sperren. - © Clemens Neuhold
Niki Kowall vor einer verglasten Automatenkabine. Ab 1. 1. 2015 muss diese - auch auf sein Betreiben hin - sperren. - © Clemens Neuhold

Niki Kowall: Das machen wir erst dann, wenn das Verbot der Automaten außerhalb von Kasinos auch exekutiert wird. Dann erlegen wir das Fell des Bären.

Die Felle des Bären schwimmen gerade davon. Laut Budget 2015 verliert Wien 45 Millionen Glücksspielsteuer durch das Verbot.

Das ist eine Kommastelle im Wiener Stadtbudget, das lässt sich leicht kompensieren.

Und die Jobs in Wettcafés und Automatenbuden?

Was glauben Sie, wie viele Jobs durch das Verbot der Guillotine verloren gingen? Wenn etwas produziert wird, das negative Effekte auf die Gesellschaft hat, wollen wir diese Jobs nicht.

Liegt es nicht in der Eigenverantwortung der Menschen, wenn sie ihr Geld und ihre Zukunft am Automaten verspielen?

Zu allererst haben Konzerne und die Werbemaschinerie agiert, die Leute manipuliert und teils süchtig gemacht. Wenn dann die Politik darauf reagiert, warnen alle vor der Verbotsgesellschaft. Wenn Konzerne Einfluss nehmen, ist das der freie Markt. Wenn die Demokratie Einfluss nimmt, ist das Bevormundung.

Die Branche spricht von einem Pyrrhussieg. Sie meint, nun driftet das Glücksspiel in die Hinterzimmer und ins Internet hab.

(Lacht) Der Automat ist zwei Meter hoch. Das ist keine Heroinkapsel, die im Hintern geschmuggelt wird. Wenn die Behörde will, spürt sie die Automaten auf.

Warum ist ein Verbot besser als die Regelung in anderen Ländern wie Niederösterreich mit strengen Zutrittskontrollen?

Glücksspiel ist dann nicht verboten, sondern in Kasinos weiter erlaubt. Alle können dort hin und ich werde das auch tun. 100 Euro zu verspielen und 50 Euro zu versaufen; das ist in Ordnung. Der beste Spielerschutz ist es, wenn das Netz, dass die Suchtindustrie über die Stadt gelegt hat, mit Automaten in Kabäuschen, Tankstellen, Cafés weg ist.

Was ist dann aber gegen "gläserne" Automatensalons mit Zutrittskontrollen zu sagen, die Bürgermeister Michael Häupl kurzzeitig als Ersatz vorschwebten?