Wien. Die Regierung will die Präventionsarbeit gegen Dschihadismus verstärken: Am Montag präsentierten gleich vier Minister eine neue "Beratungsstelle Extremismus" und eine Hotline, an die sich Betroffene oder deren Eltern und Bekannte wenden können. "Extremismus hat in Österreich keinen Platz", betonte Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP).

Die Beratungsstelle richtet sich an die Familie, Arbeits- und Schulkollegen, Lehrer und Freunde, wenn sich ein Jugendlicher "entfernt", erklärte Karmasin. Dabei gehe es nicht nur um Dschihadismus, sondern alle Formen des Extremismus. Neben der Hotline (0800 2020 44) bestehe die Beratungsstelle aus einem mobilen Team, deren Mitarbeiter für Kriseninterventionen ausgebildet seien und die Familien oder Freunde schnell aufsuchen können. Auch die Familienberatungsstellen und die Offene Jugendarbeit würden in die Arbeit der Beratungsstelle einbezogen.

Anonyme und kostenlose Beratung
Angesiedelt ist die Beratungsstelle im Familienministerium - da sei die Hemmschwelle geringer, als sich an die Polizei zu wenden, erklärte Karmasin. Die Beratung erfolgt anonym und kostenlos, wobei die Anrufe und Mails anonymisiert dokumentiert werden. Uneingeschränkt anonym ist das Ganze freilich nicht: Wenn im Gesprächsverlauf deutlich werde, dass Gefahr in Verzug bestehe, würden die persönlichen Daten - nach Rücksprache mit dem Anrufer - an den Verfassungsschutz weitergegeben, erläuterte Karmasin auf Nachfrage.

Beraten wird zunächst in fünf Sprachen (Deutsch, Türkisch, Englisch, Arabisch und Persisch), wobei das Angebot laut Karmasin erweitert werden soll. Dass Bosnisch-Kroatisch-Serbisch nicht dabei ist, obwohl Extremismus in der bosnischen Szene auch Thema ist, wurde bei der Pressekonferenz damit erklärt, dass diese Community erfahrungsgemäß gut Deutsch spreche.

"Wichtiger Schlag gegen den Terrorismus"
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) unterstrich bei der Pressekonferenz einmal mehr die Großrazzia in Wien, Graz und Linz gegen mutmaßliche Dschihadisten am Freitag als "wichtigen Schlag gegen den Terrorismus". Details zu den 14 festgenommenen Tatverdächtigen wollte sie auf Nachfrage aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen. Bezüglich der Frage, ob U-Haft verhängt wird, verwies Mikl-Leitner darauf, dass dies ein Richter bis morgen, Dienstag, zu entscheiden habe.