Wien. Es sei nicht die Aufgabe der Ärzteschaft, den Tod kranker Menschen auf deren Wunsch gezielt herbeizuführen, sagt Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer. "Ein Arzt darf nie in diese Situation kommen". Ein Leben aktiv zu beenden, würde dem ärztlichen Berufsethos widersprechen und dürfe nie Bestandteil ärztlichen Handelns sein. "Ärzte sind dafür da, Leben zu erhalten und Sterbende zu begleiten. Einerseits um den Patienten Angst vor dem Tod zu nehmen, andererseits um ihre Schmerzen zu lindern."
Die Österreichische Ärztekammer hat sich bei ihrer Vollversammlung am Freitag einstimmig gegen die aktive Sterbehilfe hierzulande ausgesprochen. Eingesetzt hat sich das höchste Ärztegremium für den flächendeckenden Ausbau von Palliativ- und Hospizbetreuung. Diese Meinung wird auch von Politikern und Experten bei der von der Regierung initiierten Sterbehilfe-Kommission vertreten. "Hier gehört Geld investiert, nicht in marode Banken", sagt Szekeres.
"Persönliche Diskussion"
Eingegangen war der Antrag von der Wiener Ärztekammer, die schon Mitte November mit einer Aussendung deutlich machte, dass sie aktive Sterbehilfe ablehnt. "Ich war überrascht, dass sich alle in dieser Frage einig waren", sagt Skezeres. "Schließlich ist es eine sehr persönliche Diskussion. Die Vertreter der Ärzteschaft kamen aus allen Bundesländern. Und jeder hat eine subjektive Haltung gegenüber einem würdevollen Sterben. Ich freue mich aber darüber, dass wir hier geschlossen auftreten."
Aus Sicht von Szekeres würde eine Liberalisierung der Sterbehilfe schon deshalb keinen Sinn machen, da die Gesetzeslage in Österreich genug Möglichkeiten biete. "Urteilsfähige Patienten können jederzeit lebensverlängernde Maßnahmen ablehnen. Mit der Patientenverfügung und der Vorsorgevollmacht gibt es hierfür zudem ganz großartige Instrumente - die aber von der Gesellschaft leider noch viel zu selten genutzt werden."
Außerdem sollten nach Ansicht von Szekeres vor allem Österreich und Deutschland aufgrund ihrer geschichtlichen Vergangenheit bei Diskussionen über Sterbehilfe vorsichtig sein. Er macht damit ganz deutlich auf die Euthanasie der NS-Zeit aufmerksam.