Wien. Die Niederlande waren das Ziel einer Bildungs-Bildungsreise österreichischer Mandatare sowie der Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Zweck war eine Inspektion des holländischen Systems, vor allem der dort gelebten Schulautonomie, die so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner aller im Nationalrat vertretenen Fraktionen in Sachen Bildung ist.
Einfach kopieren lässt sich das Autonomiemodell aus Holland allerdings nicht, da die Bildungssysteme zu verschieden sind, unter anderem gibt es in den Niederlanden eine Gesamtschule vom 5. bis zum 12. Lebensjahr.
Nach der zweitägigen Dienstreise sprachen sich jedenfalls alle Parteivertreter für mehr Eigenständigkeit aus, auch das Modell der viel schlankeren Schulinspektion sagte den Mandataren zu. Die weitgehende Übertragung von Entscheidungsbefugnissen bei der Verwendung des Schulbudgets, der Ausgestaltung der pädagogischen Arbeit oder der Auswahl der Lehrer an den einzelnen Schulen könne aber nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, eine "Vertrauenskultur" zu entwickeln, erklärte Heinisch-Hosek. Im heimischen Bildungssystem gebe es noch starke, historisch gewachsene hierarchische Strukturen. "Das Vertrauen ist daher noch nicht so da."
Um zu verhindern, dass Schulautonomie missbraucht wird, gibt es in Holland zentrale Testungen, die durch Erkenntnisse von Inspektionen ergänzt werden. Die Ergebnisse sind öffentlich einsehbar. "Schulverwaltung geht auch anders", sagt Harald Walser, der grüne Bildungssprecher.
"Nicht alles Gold, was glänzt"
"Schulautonomie führt zu guten Lernergebnissen, sie stärkt die engagierten, gestalterischen Kräfte im Schulsystem", sagt Neos-Chef Matthias Strolz. Auch die Ministerin würde sich mehr Spielraum für heimische Schulen bei der Auswahl der Lehrer wünschen, mahnt aber zur Vorsicht: Ein relativ ungeregelter Arbeitsmarkt für Pädagogen bringe auch Nachteile mit sich, wenn etwa Druck auf ältere und damit teurere Lehrer steige oder die Fluktuation im Lehrerzimmer groß wird. "Es ist dort auch nicht alles Gold, was glänzt", sagt SPÖ-Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann. Man müsse bei einem Mehr an Schulautonomie darauf achten, dass die soziale Durchmischung nicht abnehme.