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Eidetun mobarak - Frohes Neues Jahr

Von Arian Faal

Politik
Mit "Haft-Sin" feiern die Perser ihrer Neujahrsfest Norouz (Neuer Tag).
© Foto: wikipedia

Persische Community feiert iranisches Neujahrsfest ausgiebig in Wien - bei Clubbings und in Restaurants.


Wien. Es fehlen nur noch ein paar Stunden bis zum Beginn des iranischen Neujahrsfestes (Norouz), das jedes Jahr zu Frühlingsbeginn gefeiert wird. Die Perser schreiben heuer das Jahr 1394, gemäß der Tradition, dass ihre Zeitrechnung mit der Flucht des Propheten Mohammeds von Mekka nach Medina 621 n. Chr. beginnt.

Der persische Supermarkt Nima auf der Gumpendorfer Straße und auch sieben weitere orientalische Supermärkte in Wien (alle Adressen und Events auf www.irani.at) machen in diesen Tagen ihren besten Umsatz im Jahr. Denn die Menschen decken sich mit köstlichen Keksen, Fisch, Kräutern, Obst und Safranspezialitäten ein. Im Nima sprechen zwei ältere Damen über das Neujahrsfest: "Hast du schon alle wichtigen Ingredienzien fürs Fest und den Goldfisch besorgt, den wir für den feierlichen Neujahrstisch brauchen?", will die eine wissen. "Nein, aber dafür habe ich schon Kekse, einen Spiegel und herrliche Blumen am Bazar gekauft", entgegnet die andere.

"Sieben Dinge die in Farsi mit einem S beginnen, die Hyazinthe (Sombol), die Mehlbeere (Senjed), Essig (Serke), die Münze (Sekke), der Apfel (Sib), das Grünzeug (Sabze) und das Gewürz Somagh, werden auf einem Tisch mit Keksen, bemalten Eiern, einem Spiegel, einer schönen Ausgabe des Koran, Goldfischen im Glas und Blumen aufgestellt. Das Ganze nennt sich Sofreye Haf - Sin, was übersetzt Tisch mit den sieben S bedeutet", erklärt uns Roxana M., die noch darauf hinweist, dass jeder Gegenstand etwas symbolisiert. Das Leben, die Freude, die Fruchtbarkeit, die Selbsterkenntnis und so weiter. Ihre Freundin, Gohar L, erzählt über die Ursprünge des Festes: "Die Wurzeln reichen mindestens in die Zeit der Achämeniden zurück. Der eigentliche Höhepunkt des Festes ist der Zeitpunkt der Tagundnachtgleiche (Sal Tahwil). Das Fest wird aber nicht nur im Iran gefeiert, sondern auch im Irak, in Afghanistan, in der Türkei und in Pakistan".

Über den Ursprung von Norouz gibt es unterschiedliche Überlieferungen. Altpersische Legenden etwa berichten, dass Gott den Menschen am ersten Tag des Frühlings erschuf. Am häufigsten wird aber die Entstehung von Norouz mit Jamshid in Verbindung gebracht, dem mythischen iranischen König. Das Fest soll an die Himmelfahrt von Jamshid erinnern, der für die Dämonen einen fliegenden Wagen hatte bauen lassen; Dämonen, die er zuvor bezwang und in den Dienst der Sterblichen stellte. Allerdings scheint Norouz wohl eher aus der Hirten- oder bäuerlichen Kultur entstanden zu sein, wo der Übergang vom Winter zum Sommer verehrt wurde: Fruchtbarkeits- und Erneuerungsriten können ohne Zweifel in manchen Bräuchen erkannt werden.

Das Fest, das auch außerhalb vom Iran in vielen Ländern der Umgebung nördlich des Persischen Golfes gefeiert wird, ist seit kurzem auch als UN-Weltkulturerbe anerkannt. Sogar US-Präsident Barack Obama, dessen Land mit dem Iran seit 35 Jahren keine diplomatischen Beziehungen pflegt, lässt es sich nicht nehmen, den Persern jedes Jahr persönlich zu Norouz zu gratulieren. Roxana und Gohar haben sich eingedeckt mit persischen Spezialitäten. "Hier noch zwei Packungen Esfand, eine Art iranischer Weihrauch, damit das böse Auge von uns fern gehalten wird", meint Gohar und drückt ihrer Freundin eine Packung in die Hand. "Eidetun mobarak", meint der Verkäufer, was so viel heißt wie Alles Gute im neuen Jahr. Norouz ist längst auch vielen Österreichern ein Begriff, denn gefeiert wird nicht nur in der Islamischen Republik, sondern rund um den Erdball. Die Exilperser essen am 20. oder 21. März Fisch, Kräuterauflauf (Kuku) und Sabzi Polo (Basmatireis mit Safran und verschiedenen Kräutern). Neben dem 7-Sin und den Bräuchen dürfen auch die Partys nicht fehlen. Die durchaus überwiegend junge Wiener Perser-Community lässt es sich nicht nehmen, das Norouz Fest ausgelassen zu feiern. 17 Partys, darunter drei Clubbings, sind heuer in der Hauptstadt geplant. In Wien profitieren natürlich auch die 31 persischen Restaurants von dem Hype rund um Norouz. Fast jede Familie geht einmal zum Essen aus. Das Norouz-Fest an sich dauert zwölf Tage. Am dreizehnten Tag des neuen Jahres, der als Unglückstag gilt, ziehen die Menschen hinaus in die freie Natur, machen ausgedehnte Ausflüge zur Donauinsel oder ins Wiener Umland. Dabei hat die iranische Community in Wien in den vergangenen 30 Jahren einen deutlichen Wandel durchlebt.

Der Veranstalter des großen Clubbings in den Hofstallungen am 21. März um 22 Uhr, Sijawasch Hayat, verweist im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" auf die lebhafte Perser-Community in Wien. "Mein Ziel ist es, dass sich die Community vernetzt und durch meine Veranstaltungen näher zusammenwächst", so Hayat.

Um den Zusammenhalt zu fördern, holt er regelmäßig auch persische Sänger aus dem Iran, aber auch solche, die im Exil leben, nach Wien. Auf die Norouz-Party freut sich Hayat besonders. "Wir erwarten einen Ansturm, da Neujahr ist. Aber man kann auf diesem Wege nicht reich werden. Ich mache diese Feste aus Leidenschaft für meine Landsleute. So haben sie auch im Ausland die Möglichkeit ein Stück Heimat zu erleben", meint er.

Wissen
(af) Derzeit leben hierzulande laut Recherchen der Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen (MSNÖ) bis zu 20.000 Menschen mit iranischen Wurzeln. Die Statistik Austria weist 13.611 in Österreich lebende Personen (Stichtag: 1. Jänner 2011) aus, die im Iran geboren wurden. 9284 davon leben in Wien. Insgesamt 5830 Personen in Österreich besitzen die iranische Staatsbürgerschaft. Die iranische Community ist in Österreich durch mehrere Vereine vertreten. Zu den bekanntesten zählen die "Österreichisch-Iranische-Ärztegesellschaft" oder der "Verein Iranischer Ingenieure".

Diese Vereine organisieren Fachtagungen, Feste, Networking-Programme und unterstützen ihre Mitglieder. Zudem gibt es auch Vereine, die sich auf Menschen- und Frauenrechte oder Kunst- und Kulturveranstaltungen konzentrieren. In den vergangenen Jahren formierten sich außerdem verschiedene Vereine unterschiedlichster politischer Gruppierungen.