Wien. Die Chancen für den Ausbau des Angebots zur Begleitung Schwerkranker stehen nach Ansicht von Experten grundsätzlich so gut wie nie. Wegen verworrener Zuständigkeiten und unklarer Finanzierung sei es aber noch ein langer Weg zur flächendeckenden Versorgung mit Hospizen und Palliativmedizin, beklagten Vertreter am Mittwoch.
Hoffnungsvoll stimmt die Experten die von der Regierung initiierte Enquete zur Hospiz- und Palliativmedizin im März und die darauf folgende einstimmige Annahme des Kommissions-Berichts im Nationalrat. Die Politik wisse seither, dass es nicht anders gehe, als "hier etwas zu tun", so der Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft, Harald Retschitzegger, anlässlich des morgen, Donnerstag, beginnenden 5. Österreichischen Interdisziplinären Palliativkongresses. Probleme machen in der Praxis undurchsichtige Zuständigkeiten in den Ländern und seitens des Bundes und die vielen verschiedenen Zugänge in den einzelnen Bundesländern, erklärte Leena Pelttari, Geschäftsführerin des Dachverbandes Hospiz Österreich.
237.000 Stunden
ehrenamtliche Arbeit
Die Experten forderten eine österreichweite Regelfinanzierung. Als "desaströses Zeichen" wertete der Palliativmediziner Herbert Watzke von der Medizinischen Universität Wien, dass seitens der Landespolitik seit dem einstimmigen Bekenntnis im Nationalrat keine Initiativen gesetzt wurden. Die Landeshauptleute würden die Abstimmung negieren.
In der Ausbildung angehender Mediziner ist die Auseinandersetzung mit Palliativmedizin nun verpflichtend, eine anerkannte Facharztausbildung gibt es in Österreich aber nicht, wie Watzke betonte. In England wurde das schon vor 28 Jahren realisiert. Auch seitens der praktizierenden Ärzte gebe es mehr Interesse. Das zeige auch die rege Teilnahme am dreitägigen Kongress "Menschen - Würde im Fokus von Palliative Care" (9. bis 11. April) in Wien.
Wichtig in der Sterbebegleitung seien die ehrenamtlich tätigen Personen, war sich das Podium einig. 2013 waren in Österreich 3283 ehrenamtliche Mitarbeiter in 156 Hospizteams im Einsatz. Diese haben fast 237.000 Stunden über 11.000 Klienten und deren Angehörige begleitet. 87 Prozent der Ehrenamtlichen waren Frauen. Die Männer würden allerdings langsam aufholen, erklärte Pelttari.