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Umstrittene "Charter-Abschiebung" von Wien nach Pakistan

Von WZ Online, zel

Politik

Wenige Tage nach dem Massentod im Mittelmeer schiebt Österreich weiter ab - Abschiebungen per Charterflug fast unmöglich zu verhindern - keine Öffentlichkeit.


Ein pakistanischer Asylwerber soll am Freitag am Flughafen Wien Schwechat um 14 Uhr nach Pakistan abgeschoben worden sein. Nach Auskunft eines Mitarbeiters des Caritas Sozialdienstes am Flughafen und Informationen der Fremdenpolizei habe es sich um eine EU-weit organisierte "Charter-Abschiebung" gehandelt. Soll heißen: Es war kein reguläres Passagierflugzeug, sondern ein ausschließlich zum Zweck einer Abschiebung gecharterter Flug. In diesem Fall von Wien über Sofia nach Pakistan, sagte eine Aktivistin zur "Wiener Zeitung" am Freitag. Der Flug stehe auch nicht auf dem offiziellen Flugplan.

Problematische Charter-Abschiebung

Am Mittwoch führten Polizeibeamte den Mann, der sich erst kürzlich von einer operativen Entfernung der Nierensteine erholte, aus seiner Wohnung ab. Mehrere Unterstützer und Aktivisten fanden sich am Flughafen ein, um eine Abschiebung zu verhindern. Es sei das erste Mal, dass Aktivisten eine Charter-Abschiebung nach Pakistan beobachteten. Problematisch daran sei nicht, "dass nur eine Abschiebung stattfindet, sondern dass es in diesem Fall fast unmöglich ist zu intervenieren, weil die Flüchtlinge in den Cargo-Bereich (Frachtraum, Anm.) geführt werden", betont eine anonyme Aktivistin im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Zu diesem Bereich hätten Caritas-Mitarbeiter und Aktivisten keinen Zutritt.

Von schweren Misshandlungen durch österreichische Polizisten berichten etwa Flüchtlinge, die in der Vergangenheit per Charter von Österreich nach Nigeria abgeschoben wurden. Konkret erzählen Betroffene im österreichischen Dokumentarfilm "da.sein" von Charter-Abschiebungen aus Österreich und der menschenrechtsverletzenden Praxis österreichischer Polizisten.

Erst Trauerfeier, dann Abschiebung

"Vor einigen Tagen erst haben zahlreiche Bürger, Politiker und NGOs auf dem Minoritenplatz in Wien der knapp tausend im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge gedacht und sind für Menschenrechte eingestanden. Zur gleichen Zeit werden Menschen per Charterflug in Länder abgeschoben, wo ihnen der Tod droht", beklagt Numan, ein Refugee-Aktivist und Student aus Pakistan.

Nur einen Tag nach der Caritas-Gedenkveranstaltung wurde außerdem die geplante neue Asylrechtsnovelle umgesetzt, die schnellere Asylverfahren sowie die sogenannten "Charter-Abschiebungen" vorsieht.

Dokumentarfilm "da.sein" von Hans-Georg Eberl und Aylin Basaran (2013/2014)

Filmvorführung mit anschließender Publikumsdiskussion in Anwesenheit des Regisseurs:

28. Mai, 20:00 Uhr
Brunnenpassage, Yppenplatz, 1160 Wien