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"Man muss alles tun, um sich zu integrieren"

Von Petra Tempfer

Politik
Der 16-jährige Bambouk lebt in einer WG für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
© Riedler

Jaafar Bambouk kam vor wenigen Monaten von Syrien nach Wien und hat um Asyl angesucht.


Wien. Einmal ist das Haus seiner Familie in Syrien bereits bombardiert worden. Sie haben es wieder aufgebaut. Das Vertrauen Jaafar Bambouks in sein Land und die Hoffnung, sich dort ein Leben aufbauen zu können, blieb aber zerstört. Im August des vorigen Jahres kam der heute 16-Jährige im Rahmen des Kurses "Acting for Peace" des United World College mit Visum nach Tirol. Danach fuhr er nach Wien und suchte um Asyl an. Derzeit lebt Bambouk in einer Caritas WG für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

"Wiener Zeitung": Herr Bambouk, wie war Ihr erster Endruck von den Reaktionen der Menschen in Österreich auf einen Flüchtling - fühlten Sie sich aufgenommen?Jaafar Bambouk: Ich weiß, dass es Rassismus gibt. Mir persönlich sind die Menschen bis heute aber freundlich begegnet, ich hatte Glück.

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie von Aktionen wie jener der Wiener FPÖ hören, die Flüchtlinge des Asylquartiers in Erdberg mit Plakaten begrüßten, auf denen sie die Schließung forderten? Oder davon, dass Innenministerin Johanna Mikl-Leitner neue Asylanträge auf die lange Bank schieben möchte?

Es ist nicht nur die Aufgabe Österreichs und auch nicht der EU, die Flüchtlingsfrage zu lösen. Die Flüchtlinge selbst, die Politik und die Gesellschaft müssen zusammenarbeiten.

Inwiefern?

Die Flüchtlinge müssen zeigen, dass sie nicht kriminell sind. Die Gesellschaft muss das sehen. Man muss alles tun, um sich zu integrieren.

Um Vorbehalte abzubauen?

Genau. Das ist aber schwierig, weil derzeit ist es so, dass die Gesellschaft hilft, die Flüchtlinge aber keine Aufgabe haben. So können sie auch nicht zeigen, dass sie gut sind.

Wie sehen Ihre Pläne aus?

Ich gehe noch zur Schule, in zwei Jahren mache ich Matura. Danach möchte ich Medizin studieren.

Wird Ihre Familie nachkommen?

Sie ist letzte Woche in die Türkei gekommen. Irgendwann werde ich vielleicht wieder einmal Syrien besuchen, weil dort ja alle meine Freunde sind.