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Schule auf der Online-Plattform

Von Petra Tempfer

Politik

Digitale Schulbücher sollen die gedruckte Version ersetzen.


Wien. Das Smartphone noch schnell in die Hosentasche gesteckt und ab in die Schule: Der Schüler der Zukunft geht mit leichtem Gepäck zum Unterricht. Seine Aufgaben erledigt er auf der Online-Plattform - in digitalen Schulbüchern, die die gedruckte Version vorerst in höheren Schulen ersetzen sollen.

Bis es so weit ist, werden freilich noch Jahre vergehen. Der erste Schritt erfolgt allerdings schon 2016/17. Dann wird die Schulbuchaktion in Oberstufen-Klassen auf digitale Schulbücher ausgeweitet, verkündeten Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) und Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) am Donnerstag. Dafür sind laut Karmasin 850.000 Euro veranschlagt, die aus dem Familienlastenausgleichsfonds kommen, aus dem die Schulbuchaktion mit jährlich 106 Millionen Euro gespeist wird.

Ob sich eine Lehrkraft für die digitale oder gedruckte Form der Wissensvermittlung entscheidet, soll ihr zwar freigestellt bleiben, aber: "Das Schulbuch wird Schritt für Schritt ersetzt werden", sagte Heinisch-Hosek. Nach erfolgter Umsetzung in der Oberstufe will man über eine Erweiterung des Angebots auf die Pflichtschulen entscheiden. Das "ein oder andere Schulbuch" werde es bald nicht mehr geben, so Heinisch-Hosek.

"Gedruckte Schulbücher müssen bleiben"

Stattdessen greifen die Schüler auf ihrem Tablet oder Smartphone über Codes auf ihre "Bücher" auf der Plattform zu. Übungsbeispiele füllen sie über die Tastatur aus - und nicht mehr mit dem Bleistift. Es ist eine intensivere Form des bereits gängigen E-Learnings. Aufgaben werden nicht unterstützend über die Online-Plattform erledigt, sondern direkt in das digitale Buch hineingeschrieben.

"Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein", sagt dazu Andreas Ehlers vom Elternverein im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die Grundkompetenzen wie Schreiben und Rechnen müssten unbedingt weiterhin handschriftlich gelernt werden. Schreiben mit der Hand trägt zur Festigung der Buchstabenbilder bei, belegen auch sprachwissenschaftliche Studien. Vor allem in den niedrigeren Schulstufen müssten gedruckte Bücher daher bleiben, so Ehlers weiter, und: "Die fortschreitende Digitalisierung darf keinesfalls die Schulnebenkosten der Familien erhöhen."

"Längerfristig müssen wir uns die Gerätefrage stellen", sagt auch Heinisch-Hosek. Die Kosten könne man nicht den Eltern "umhängen". Eine mögliche öffentliche Finanzierung hänge damit zusammen, welche Wege man bei der für Herbst angekündigten Bildungsreform gehen wird.

An der Digitalisierung in der Schule führe jedenfalls kein Weg vorbei, ist Bildungsexpertin Heidi Schrodt überzeugt. Großer Vorteil sei die Aktualität des Wissens - etwa bei politischer Bildung -, die kein gedrucktes Buch bieten könne. Auch in der Volksschule sei das digitale Buch gut, so Schrodt - allerdings nur als Zusatz.