Zum Hauptinhalt springen

Ist eine spätere Pension die Lösung?

Von Cathren Landsgesell

Politik

Ökonomen raten zur Sicherung des Pensionssystems, die Arbeitslosigkeit älterer Arbeitnehmer zu bekämpfen.


Wien. Je später, desto besser: Während sich die Politik in Europa weitgehend einig zu sein scheint, dass ein höheres Alter beim Pensionsantritt ökonomisch die beste Lösung ist und, betrachtet man die Demografie, die womöglich einzige, melden Sozial- und Wirtschaftswissenschafter Zweifel an. "Alle fokussieren wie gebannt auf die gesetzlichen Altersgrenzen. Dabei spielen diese nicht die einzig entscheidende Rolle für die Sicherung unserer Pensionssysteme", sagt Wifo-Ökonomin Christine Mayrhuber zur "Wiener Zeitung".

Die Altersgrenze für die Pension liegt in Österreich derzeit noch bei 60 Jahren für Frauen und 65 Jahren für Männer. Allerdings gehen Männer hierzulande im Durchschnitt gut fünfeinhalb Jahre und Frauen zweieinhalb Jahre früher in den Ruhestand.

Prekäre Jahre vor der Pension

Problematisch ist aber eine andere Lücke: Zwischen dem letzten sozialversicherungspflichtigen Job und der Pension vergehen oft mehrere Jahre. Das trifft insbesondere auf die Frauen zu. Ihre Situation ist ein Indiz für die insgesamt problematische Lage der Pensionssicherung, wie Sozial- und Wirtschaftswissenschafter bei einer Veranstaltung der Universität Wien aufzeigten.

"Dass das Ende des Erwerbslebens mit dem Beginn der Pension zusammenfällt, ist nur bei den vorzeitigen Alterspensionen der Fall", betont Mayrhuber. Bei den normalen Alterspensionen und den krankheitsbedingten Pensionen klafft typischerweise eine Lücke: Rund 40 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer gehen nicht direkt in die Pension. Sie sind in prekären Beschäftigungsverhältnissen, die nicht sozialversicherungspflichtig sind, im Krankenstand oder arbeitslos: "Fast ein Drittel der Frauen, die nicht direkt in die Pension gehen, haben einen Abstand von zumindest zwei Jahren", sagt Mayrhuber. Nach dieser Zeit geht es für die Frauen zumeist in die sogenannte normale Alterspension (also ab 60). Daher ergibt sich auch die geringe Differenz zwischen gesetzlichem Pensionsalter und tatsächlichem bei den Frauen.

Der Grund dafür ist allerdings, dass ihnen die entsprechenden Versicherungszeiten fehlen, um früher in Pension zu gehen. Mayrhuber: "Wer einen prekären Erwerbsverlauf hat, fällt auf diese normalen Alterspensionen zurück. Dort sind lediglich fünfzehn Versicherungsjahre gefordert." Männer verabschieden sich in der Regel in die vorzeitige Alterspension.

Je später, desto niedriger

Für die Frauen hat eine Anhebung des Pensionsantrittsalters unter den derzeitigen Umständen daher lediglich niedrige Pensionen zur Folge. "Es bedeutet, dass Frauen länger in Beschäftigungsverhältnissen sind, die nichts zur Sozialversicherung beitragen", sagt Mayrhuber. "Eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters bringt nur dann etwas, wenn man den Erwerbsarbeitsmarkt entsprechend verändert. Die Prekarisierung ist auch einnahmenseitig ein Problem."

Auch Ingrid Mairhuber, Sozialwissenschafterin in der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (Forba), sagt, dass sowohl in der Forschung als auch in der Politik zu wenig darüber nachgedacht werde, wie die Menschen in Beschäftigung gehalten werden können. "Das wäre ein notwendiger Schritt", erklärt sie. Die Arbeitslosigkeit älterer Menschen sei in Österreich überdurchschnittlich hoch und liege auch über der häufiger thematisierten Jugendarbeitslosigkeit.

Bildung scheint dabei ein Faktor zu sein: Hochschulabsolventen gaben in einer von Christine Mayrhuber zitierten Studie an, am liebsten bis 65 arbeiten zu wollen. Allerdings, dies geht aus einer vom Wifo präsentierten Befragung hervor, hätte auch gut ein Drittel der 50- bis 69-Jährigen ohne Beschäftigung gern noch weiter gearbeitet.

"Das Pensionssystem geht von durchgängigen Erwerbsverläufen aus, die es so nicht mehr gibt. Insbesondere für die Frauen nicht", so Mayrhuber. "In den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren gehen dann immer mehr Frauen in Pension, deren Teilzeitbeschäftigung bereits nicht existenzsichernd war. Das bedeutet eine deutliche Zunahme der Altersarmut."