
Wien. (jm) Das Pensionsantrittsalter lag mit Stichtag 30. Juni bei 60 Jahren und einem Monat. Gegenüber dem gleichen Datum des Vorjahres bedeutet dies einen Anstieg um 13 Monate. Betrachtet man nur die Alterspensionen, ist der Anstieg mit sechs Monaten auf 61 Jahre und 6 Monate deutlich geringer. Das geht aus dem von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) veröffentlichten Pensionsmonitoring hervor.
Der Effekt rührt daher, dass im Vorjahr die Invaliditätspension für unter 50-Jährige durch ein Reha-Geld abgelöst wurde, womit diese Gruppe aus der Pensionsstatistik fällt. Dadurch erhöhte sich das Antrittsalter quasi von selbst. Für Ulrich Schuh, wissenschaftlicher Vorstand von EcoAustria, "ist das reine Ergebniskosmetik." Für Schuh spielt das Antrittsalter ohnehin nur die zweite Geige. "Viel wichtiger wäre es, die Finanzierbarkeit der Pensionen sicherzustellen." Der Budgetrahmen sei um 1,3 Milliarden Euro erhöht worden. Das könne "nicht der richtige Weg sein."
Sozialminister Hundstorfer freute sich jedenfalls am Freitag, dass mit dem Antrittsalter von 60,1 Jahren der Zielwert, den sich die Regierung für das Jahr 2018 gesetzt hat, schon jetzt erreicht sei. ÖVP, Wirtschaft und Industrie sehen das anders. Würde man das Rehabilitationsgeld einbeziehen, wäre der Anstieg des Antrittsalters deutlich geringer als die ausgewiesenen 13 Monate. Sie forderten weitere Reformen.
Verschiedene Rechenmethoden
ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel meint, zwei Drittel des Anstiegs seien auf das Herausrechnen der Rehageld-Bezieher zurückzuführen. Würde man diese miteinbeziehen, mache der Anstieg des Antrittsalters nur 0,6 Jahre aus. Der Leiter der Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer, Martin Gleitsmann, errechnet eine Steigerung beim Antrittsalter inklusive Rehageld-Bezieher um 0,5 Jahre von 58,8 auf 59,3 Jahre vom Mai 2014 bis zum Vergleichsmonat 2015. Und der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, meint, unter Einbeziehung des Rehageldes würde sich für das Jahr 2014 nur ein Anstieg des faktischen Antrittsalters von 58,5 auf 58,9 Jahre in der gesetzlichen Pensionsversicherung ergeben. Arbeiterkammer und SPÖ-Pensionisten sehen sich hingegen bestätigt, dass die Reformen greifen. Schuh sagt, es gebe einige Rechenmethoden, die Ergebnisse solle man "nicht überwerten."
Was Hundstorfer aber zugestand, war, dass die Beschäftigungsquote der 60- bis 65-Jährigen zu gering sei. "Heute haben wir in dieser Altersgruppe eine Beschäftigungsquote von 26,9 Prozent, das ist immerhin um 5,9 Prozentpunkte mehr als 2012, die im Pfad der Regierung vorgesehene Marke von 35,3 Prozent ist damit aber noch nicht erreicht." Hundstorfer verweist darauf, dass die Mittel zur Wiedereingliederung von Arbeitnehmern über 50 in den Arbeitsmarkt daher auch 2016 erhöht und die Teilpension diese Woche im Sozialausschuss beschlossen worden sei. Für das von ihm angestrebte Bonus/Malus-System zur Beschäftigung älterer Arbeitnehmer gibt es immer noch keine Einigung.