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Ungarische Diät

Von Marina Delcheva

Politik
Ungarn bleibt auch heuer dasSorgenkind der heimischen Banken. Reuters/Laszlo Balogh

Raiffeisen International schließt jede zweite Filiale in Ungarn. Weitere Banken im Kurswechsel dort.


Wien. Die Raiffeisen Bank International (RBI) ist gerade dabei, ihr Filialnetz in Ungarn zu straffen. "Das wird einige Leute den Job kosten", sagt ein ungarischer Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will. Mit "das" meint er das Sparprogramm, das in Ungarn gerade läuft. Bis Jahresende soll die Hälfte der Filialen geschlossen werden. Von den derzeit 139 Geschäftsstellen sollen 69 übrig bleiben.

15 Prozent der Vollzeitäquivalente sollen bis Ende 2016 eingespart werden. Wie viele Mitarbeiter von den Kürzungen betroffen sind, ist nicht bekannt. Die RBI will die Verwaltungsaufwendungen um ein Fünftel reduzieren. "Die Raiffeisen Bank in Ungarn möchte 2016 wieder profitabel sein, deshalb muss die Bank ihre Geschäftsstrategie den neuen Erwartungen anpassen", heißt es in einer Aussendung zur Neuausrichtung in Ungarn.

Neuausrichtung bis 2017

Die Einsparungen dort sind Teil einer Neuausrichtung der Osteuropa-Strategie der RBI. Diese wurde notwendig, nachdem die Bank im Vorjahr einen Konzernverlust von 493 Millionen Euro schlucken hatte müssen, den ersten in ihrer Geschichte. Allein in Ungarn verzeichnete das Institut ein Minus von 389 Millionen Euro vor Steuern. Auch die Jahre davor waren in Ungarn nicht rosig.

Hinzu kommen Einbrüche in der krisengebeutelten Ukraine und Russland, das unter dem Rubel-Einbruch und internationalen Sanktionen leidet. Angesichts der schwierigen Bedingungen will sich der Konzern nun bis 2017 neu aufstellen. Die RBI zieht sich auch aus den Märkten in Slowenien und Polen zurück und beendet ihre Operationen in den USA und Asien. In der Ukraine steht der Einstieg der Osteuropabank EBRD mittels einer Kapitalerhöhung an. Auch in Russland wird das Geschäft zurückgefahren.

Kein leichtes Pflaster

Zurück nach Ungarn. Auch für andere österreichische Banken war der östliche Nachbar in den vergangenen Jahren kein leichtes Pflaster. Vergangenes Jahr hat die ungarische Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán alle Banken per Gesetz verpflichtet, Fremdwährungskredite in die Landeswährung Forint umzuwandeln. Die Wechselkursverluste mussten die Banken übernehmen. Zudem führte Ungarn eine überproportional hohe Bankensteuer ein, die allerdings ab 2016 wieder reduziert wird. "Wir sind in der Mitte der sieben schwachen biblischen Jahre. Ich rechne damit, dass das Tauziehen (zwischen Regierung und Banken, Anm.) in den nächsten zwei Jahren weitergehen wird", sagte Mihaly Patai, Chef des ungarischen Bankenverbands und Geschäftsführer der Unicredit in Ungarn, im Juni zur Nachrichtenagentur Reuters.

Neben der RBI stehen auch bei den ungarischen Töchtern der Unicredit Bank Austria und der Erste Group Veränderungen an. Im Zuge ihrer "Digitalisierungsstrategie" will die Bank Austria in den kommenden zwei Jahren 29 Filialen in Ungarn zusammenlegen. Bis Jahresende sollen der ungarische Staat und die EBRD bei der Ungarn-Tochter der Erste Group einsteigen. Die EBRD und der Staat sollen je 15 Prozent der Anteile erwerben. "Wir sind in den finalen Verhandlungsrunden", sagt eine Erste-Sprecherin auf Nachfrage.